Tage Alter Musik – Almanach 2016
professionellen Hintergrund. Man geht auf Tourneen, weltweit, man tritt auf vor inter- nationalem Publikummit hohen Erwartun- gen. Makellos seidiger Orchesterklang Durchweg diesem Anspruch entsprachen die Barockorchester „Barokkanerne“ aus Norwegen und „Pulcinella Orchestra“ aus Frankreich. Makellose, seidig und samtig da- hergleitende Darbietungen boten sie in der St.Oswald- und der Dreieinigkeitskirche. Unter der Leitung des Oboisten Alfredo Ber- nardini – der später mit seiner italienischen Bläserformation „Zefiro“ ein hinreißend sinnliches und unterhaltsames Konzert mit Harmoniemusiken von Haydn bis Donizetti gab – spielte „Barokkanerne“ bei seinem er- sten Auftritt in Regensburg Konzerte von Telemann und Solo-Kantaten von Bach. „Barokkanerne“ könnte man das Freiburger Barockorchester Norwegens nennen. Wie je- nes haben die Norweger eine eigene Kon- zertreihe, seit 2007 in Oslo. Und wie die Frei- burger spielen sie wie schwerelos zusammen, intonieren in einem Geist und Klang auf perfekte Einsätze, verzieren und ornamen- tieren, als hätten sie das direkt im Barock ge- lernt. Mit diesemKönnen könnten sie direkt von Bach in der Kirche zu Beethoven im Konzertsaal springen und sich dort auch mit Brahms anfreunden; das Selbstverständnis eines solchen Orchester ähnelt doch dem ei- nes etablierten Sinfonieorchesters. Ähnlich gewandt und souverän trat das „Pulcinella Orchestra“, gegründet 2005 und geleitet von der Cellistin Ophélie Gaillard, mit Sinfonien und Cello-Konzerten von Carl Philipp Emanuel Bach auf. Im perfekten Technik- und Klanggewand kann dessen Musik ihre schrägen Reize voll entfalten, die unaufgelösten Akkorde, die arpeggierten Vorhalte, die rasend tremolierenden Passa- gen. Carl Philipps Originalität hat eine starke Seite im Bizarren, im Exzessiven, und dieses muss man, wie „Pulcinella“ und seine Cello- Solistin, angstfrei beherrschen. Höchst ein- drucksvoll, dieser Abend mit Bachs zweitäl- testem Sohn. Berauscht von venezianischer Mehrchörigkeit Nicht minder formvollendet, mit großer dramatischer Potenz und Farbigkeit der Wortgewalt, führten der Dresdner Kammer- chor und das Dresdner Barockorchester un- ter Hans-Christoph Rademann in der Dreieinigkeitskirche die „Psalmen Davids“ von Heinrich Schütz auf. Ein Programm, mit dem die Dresdner gerade auf Reisen sind und das bereits als Aufnahme auf SACD vorliegt – höchst empfehlenswert!! In immer KlassikInfo.de 31 Zefiro Foto: Hanno Meier
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