Tage Alter Musik – Almanach 2017
30 Heiterkeit und glückseligkeit sind wohl tref- fende Beschreibungen der „Tage alter mu- sik“, die dieses pfingstwochenende zum mittlerweile 33. mal in regensburg stattfan- den. Dafür sorgten wieder ensembles aus al- ler Welt, die musikalischen genuss vor einer einmaligen Kulisse boten. Die regensburger Domspatzen und das „L’orfeo Barockor- chester“ aus Österreich eröffneten die Ver- anstaltung. Passendes Ambiente Die Besonderheit des musikfestivals, das einst von drei ehemaligen Domspatzen ins Leben gerufen wurde und heute als eines der renommiertesten seiner art in ganz europa gilt: Die „Tage alter musik“ sind nicht nur eine Zeitreise - diesmal waren es 600 Jahre musikgeschichte vommittelalter bis zur ro- mantik. auf alten instrumenten werden die Stücke zudem in einem angemessenen ambiente dargebracht. „Der Historische reichssaal, die minoritenkirche, die Basilika St. em- meram: es hört gar nicht auf, was wir an schönen räumen bieten können“, zählte Bürgermeisterin gertrud maltz-Schwarzfi- scher bei ihrer eröffnungsrede am Samstag imHistorischen Salzstadel auf. Die Stadt re- gensburg ist glücklich über die „Tage alter musik“. Denn: „Wir in regensburg profitie- ren von der internationalen aufmerksam- keit“, sagte die Bürgermeisterin. Dass re- gensburg jedes Jahr an pfingsten zum „mekka der originalklangfans“ wird, wie es einer der drei organisatoren, Ludwig Hart- mann, beschreibt, ist längst Tradition. Und zwar auch aufgrund des „an ein Wunder grenzenden Spürsinns für aktuelle entwick- lungen in der Szene“. So ungefähr hat ein Freund des Festivals die musikalische Treff- sicherheit Hartmanns und seiner beiden mitstreiter paul Holzgartner und Stephan Schmid charakterisiert. Hoher Anspruch Für musikalischen genuss sorgten dieses Jahr unter anderem die Formationen „La grande Chapelle“ aus Spanien, das „ensem- ble Labyrinthus“ aus russland, „Solomon’s Knot Baroque Collective“ aus großbritan- nien und „La Fonte musica“ aus italien. et- liche der Konzerte wurden im radio über- tragen. Den hohen anspruch der „Tage alter musik“ weiß auch das Kultusministerium zu schätzen: Der Zuschuss für das Festival wurde nun verdoppelt. „Wir machen auf je- den Fall weiter.“ Das Versprechen Ludwig Hartmanns klingt wie musik in den ohren aller Freunde der „alten musik“. Originalklänge in Regensburg Tage Alter Musik bringen die Stadt traditionell an Pfingsten zum Klingen Der Neue Tag regensburg. Die Tage alter musik in regens- burg haben 2017 das biblische alter von 33 Jah- ren erreicht und sich zu einem der bedeutend- sten Festivals dieser Spezies entwickelt. im Jah- resrhythmus zaubern Ludwig Hartmann, Ste- phan Schmid und paul Holzgartner Überra- schungen, entdeckungen und neue erkennt- nisse aus dem Hut. am Samstag gehört der kammermusik-freundliche Neuhaussaal dem in Boston beheimateten „Beethoven-project“. geigerin Susanna ogata und Fortepianist ian Watson haben die drei Sonaten op. 30 aufgelegt. Sie setzen auf „Hardware“, wie sie Beethoven zur Verfügung hatte, und lassen sich davon in- spirieren: ian spielt den schier vor Klangfarben sprühendenNachbau eines Hammerflügels von anton Walter (1752-1826) aus der Werkstatt von paul mcNulty (2000). Susanna benutzt eine feinsinnige Joseph-Klotz-geige (1772) und ei- nen klassischen Bogenmit gerader, sehr elasti- scher Stange. Der heute gebräuchliche Tourte- Bogen hat eine festere, konkave. Instrumente entscheiden musiziert man Beethoven mit „moderner Hardware“, zum Beispiel aus der Schmiede von Steinway, kommen schon mal Zweifel amKönnen des meisters auf: Wie kann er so extrem tiefliegende akkordblöcke schreiben, die nur undefinierbare Harmonikwolken er- geben? Wie sehr tiefe, leise und schnelle pas- sagen, die kaum verständlich imUntergrund herumnuscheln? Hammerflügel und klassi- sche geige rehabilitieren Beethovens inten- tionen: Das gewölk ist identifizierbar, Nu- scheln wird zu klarem Sprudeln, selbst tiefste Bässe sind von reicher obertonaura umflort. grandios! ogata undWatson sind aber auch meister imDechiffrieren der „Software“, der partituren: mit dem historischen Bogenmo- Erkenntnisse über Beethoven „The Beethoven Project“ enthüllt tiefe Einblicke in die Violinsonaten Opus 30 Peter K. Donhauser Frohe Gesichter bei der Eröffnung der "Tage Alter Musik" im Historischen Salzstadel: Dr. Markus Witt (stellvertretender Vor- standsvorsitzender der Sparkasse Regens- burg), Christiana Schmidbauer (Kulturre- ferat), die Organisatoren Ludwig Hart- mann, Paul Holzgartner und Stephan Schmid sowie Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (von links). Foto: Wolke
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