Tage Alter Musik – Almanach 2018

Donau-Post 37 Schwarzfischer bei der Eröffnung. Sie dankt den drei Initiatoren, die die passende Musik in dieses Ambiente bringen, und welche die Stadt „sehr gerne unterstützt“. Alte Musik in alten Räumen und das auch noch auf alten Instrumenten: Das ist das Re- zept des Festivals, das die Sponsoren Stadt und Sparkasse unisono als einen „Leucht- turm“ der Region bezeichnen. Die bewährte musikalische Zeitreise vom Mittelalter bis zur Romantik fand auch am vergangenen Pfingstwochenende an altehrwürdigen Auf- führungsorten statt. Den Startschuss setzen in bewährter Weise die Regensburger Dom- spatzen. Gemeinsam mit dem Orchester „Concerto Köln“ führen sie in der Dreieinig- keitskirche zwei höchst unterschiedliche, re- ligiöse Werke von Felix Mendelssohn Bar- tholdy auf: die Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ sowie den „Lobgesang op. 52“. Danach folgen 17 Konzerte, etwa ein ge- meinsamer Auftritt der tschechischen So- pranistin Hana Blazíková und des amerika- nischen Zinkenisten Bruce Dickey - der Zink als ehemaliges Instrument großer Vir- tuosen geriet im 19. Jahrhundert in Verges- senheit und erlebt seit den 1950er Jahren ein Revival. Fürs junge Publikum untermalt das European Union Baroque Orchestra eine Aufführung des Figurentheaters „Favoletta“ mit Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“. Zum Schluss im Leeren Beutel: Seemanslieder und norwegische Volksweisen aus dem 17. Jahrhundert, zum Besten gegeben von „Ba- rokksolistene“ aus Norwegen. 1000 Jahre sind eine lange Zeit. So lange schon steigen sich die alte Eiche und ihre be- nachbarten Bäumen gegenseitig auf die Wurzeln. Die haben aber langsam genug von dem alten Griesgram – und fangen ihrerseits an zu meckern. Was einst so schön begann, endet mit einem „Streit imWalde“. So heißt auch das Stück, das das Figurenthe- ater „Favoletta“ bei den „Tagen Alter Musik“ im Theater Regensburg für Kinder aufge- führt hat. Natürlich durfte dabei auch die Musik nicht fehlen. Dafür sorgte das Euro- pean Union Baroque Orchestra. Die Musi- ker begleiteten das Geschehen auf der Bühne mit ihren Streichinstrumenten. „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi wurden dabei zum Besten gegeben. Drei Stücke schrieb der italienische Komponist im 18. Jahrhundert zu jeder Jahreszeit. Er fing damit Stimmungen wie Frühlingserwa- chen, Sommergewitter oder klirrende Kälte ein. Die Puppenspieler vom Figurentheater „Fa- voletta“ machten daraus drei Jahre im Leben der Bäume. Eiche, Buche, Birke und Fichte: Sie stehen stets am gleichen Fleck, hören die Vögel zwitschern, lassen Stürme über sich er- gehen – und kommen auf dumme Gedanken. Auf die nämlich, dass es doch besser wäre, nur unter seinesgleichen zu bleiben. Und dass man mit Samen einen eigenenWald der Seinigen anlegen könnte. Doch was so ein- fach klingt, entpuppt sich als Irrtum. Denn: Keine Vielfalt bedeutet auch keinen Schutz durch die anderen. Der nächste Sturm mäht die jungen Bäume nieder - alle. Die verbitterten Alten sterben vor Gram gebeugt. Doch ihnen folgt ein viel- versprechender Nachwuchs. Einer, der sich wieder vermischt hat. Die Aufführung im Regensburger Theater verstand sich als Appell an Liebe, Toleranz und Freundschaftlichkeit. „Nur zusammen sind wir stark“ lautete die Botschaft des Stücks. Passend war hier, dass auch die Pup- penspieler und Musiker aus verschiedenen Ländern kamen. Die Musiker des „European Union Baroque Orchestra“ stammen aus Spanien, Kroatien oder Belgien. Im Figur- entheater „Favoletta“ spielt ein Flüchtling aus Syrien mit. „Der Streit im Walde“ mit der Musik der „Vier Jahreszeiten“ ist ein Auf- ruf gegen Fremdenfeindlichkeit. Denn Freundschaft und Liebe verbinden. Auch noch nach 1000 Jahren. Nur zusammen ist man stark Ein Kinderstück der „Tage Alter Musik“ warb für Freundschaft und Toleranz Von Susanne Wolke // 23. Mai 2018 Das European Union Baroque Orchestra und das Figurentheater Favoletta

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