Tage Alter Musik – Almanach 2018

Donau-Post 39 Dass die 34. Regensburger „Tage Alter Mu- sik“ wieder deutlich über die Grenze der Ba- rockepoche hinausblickten, machte bereits das Eröffnungskonzert am Freitag in der Dreieinigkeitskirche deutlich. Das Orchester „Concerto Köln“, die Regensburger Dom- spatzen sowie aber die Sopranistin Miriam Alexandra und der Tenor Werner Güra interpretierten unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Roland Büchner geistli- che Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy. Damit begab man sich gleich im ersten Kon- zert in das Zeitalter der Romantik, das aber mittlerweile auch zur „Alten Musik“ gezählt werden kann. Somit weicht sich der Begriff, der über Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts die Tonkunst bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestimmt hatte, immer mehr auf. Das Eröff- nungskonzert war ein Klangerlebnis von höchster Qualität. Das deutete sich bereits in der einleitenden Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ WoO 5 an. Zwar konnte man in den allerersten Takten bei einigen Streichern ganz leichte Intonationsunsau- berkeiten vernehmen, aber das gab sich schnell, und das Orchester bildete zusam- men mit dem Chor eine souverän geschlos- sene Einheit. Äußerst beeindruckend gelang den Ausführenden die Aufführung der 1840 entstandenen Symphoniekantate „Lobge- sang“ in B-Dur op. 52. In der, dem imposan- ten Werk vorangestellten Sinfonia, über- zeugte das Orchester durch Intonationsrein- heit und Geschlossenheit. Hinzu kam bei al- len Ausführenden ein beeindruckendes Ein- fühlungsvermögen in den Affektgehalt der Komposition. So wurden Textpassagen wie die flehentliche Frage des Tenors „Hüter, ist die Nacht bald hin?“ zu berührenden Mo- menten. Sowohl die Sopranistin Miriam Alexandra als auch der Tenor Werner Güra überzeugten durch saubere Textartikulation und reine Intonation, wobei Güra auch durch sein Durchsetzungsvermögen und seine emotionale Ausdruckskraft beein- druckte. Der Esprit d’equipe verbietet den Namen des Domspatzen zu nennen, welcher die zweite Solosopranstimme in „Ich harrete, des Herrn“ verkörperte, aber auch er ver- dient großes Lob. Der Domspatzenchor agierte bis in die Schlussfuge hinein schön transparent. Zu den weiteren Höhepunkten der ersten beiden Festivaltage zählt sicher der Auftritt des „La Folia Barockorchester“ und des „En- semble Polyharmonique“, die am Samstag in der Dreieinigkeitskirche Bearbeitungen und Vorlagen rund um die Werke von Johann Sebastian Bach in faszinierendem Zu- sammenwirken und mit reinsten Gesangs- stimmen aufführten. Die Tage Alter Musik in Regensburg Von Stefan Rimek La Folia Barockorchester & Ensemble Polyharmonique in der Dreieinigkeitskirche Schlussapplaus für die Mitwirkenden des Eröffnungskonzerts Foto: Bernhard Kaiser

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