Tage Alter Musik – Almanach 2018

Donau-Post 41 Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi und Georg Philipp Telemann sind als Ver- treter des musikalischen Barock bei den Fes- tivalbesuchern der Regensburger Tage Alter Musik in aller Munde. Mit dem 1679 im böhmischen Launiowitz geborenen und 1745 in Dresden gestorbenen Jan Dismas Zelenka gruben die Verantwortlichen zum Abschlusskonzert des Festivals einen der vie- len Barock-Komponisten aus, die zu ihrer Zeit auf musikalisch ähnlich hohemNiveau agierten wie die bekannten Meister, der Nachwelt jedoch kaum im Gedächtnis blie- ben. Viele Werke des Dresdner Hofkomponisten wurden vom tschechischen „Ensemble Iné- gal – Prague Baroque Soloists“ wiederent- deckt und dem Publikum vorgestellt Auch bei den Regensburger Tagen Alter Musik wartete das Ensemble in der Dreieinigkeits- kirche mit einem reinen Zelenka-Programm auf. Es präsentierte Auszüge aus drei von den Musikern wiederentdeckten Zyklen von Vesper-Psalmen für Vokalsoli, Chor und Or- chester, die Zelenka zwischen 1725 und 1728 für die königliche Kapelle des Dresdner Ho- fes geschrieben hat. Bei der Aufführung wurde anschaulich, dass der böhmische Komponist zu recht wieder ins Rampenlicht gerückt wurde und welch hohes Niveau seine Werke haben. Denn wenngleich Zelenka die musikalischen Stil- mittel seiner Zeit gebraucht, so taucht bei ihm im Gegensatz zu vielen anderen Kom- ponisten des Barock immer wieder eine sehr eigenständige und auch mutig progressive Satztechnik auf, die in Bezug auf die Melodik und Harmonik nicht selten erfrischend überraschende Wendungen nimmt. Die Instrumentalisten, Gesangssolisten und Chorsänger nahmen sich unter der Leitung von Adam Viktora der Vesper-Psalmen mit Energie und Leidenschaft an und stellten so- wohl die Dynamik-Kontraste als auch die Tempo-Gegensätze deutlich heraus. Nun könnte man anmerken, dass eine derart le- bendige Aufführungspraxis der Würde die- ser geistlichen Barockwerke schade, aber Ze- lenka komponierte solche geistlichen Kom- positionen eben auch progressiver als in sei- ner Zeit üblich. Die Sopranistinnen Gabriela Eibenova und Lenka Cafourková, der Altist Terry Wey, der Tenor Virgil Hartinger und der Bass Marián Krejčík artikulierten verständlich und into- nierten bis in die virtuosesten Koloraturen beeindruckend sauber. Auch der Chor und das Orchester fanden zu einer geschlossenen Einheit. Wunderschön feierlich gelangen die von Zelenka musikalisch reichlich verzierten Lobpreisungen „Gloria Patri et Filio et Spi- ritui Sancto“ am Ende der Psalmvertonun- gen. So bot dieses Konzett einen nicht alltäg- lichen Ausklang des Festivals auf einem be- eindruckend hohen musikalischen Niveau. Das Publikum wusste das mit intensivem und langem Applaus zu würdigen, was vom Ensemble wiederum mit einer erneuten Ausführung eines von Zelenka reich verzier- ten „Amen“ belohnt wurde. Vergessener Meister Die Tage Alter Musik in Regensburg feiern Jan Dismas Zelenka Von Stefan Rimek Ensemble Inégal, Gabriela Eibenová, Sopran

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