Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Margaret Philpot, Leigh Nixon und John Mark Ainsley. Ihr Leiter Christopher Page gilt als einer der weltweit kompetentesten Mediävisten, vor allem auf dem Gebiet der Gregorianik. Mit dem Konzert, das sich der engli- schen ars antiqua widmete, begründeten Gothic Voices die Festivaltradition der Konzerte mit geistlicher Musik aus Mittelalter und Renaissance, die als Nachtkonzerte in der Dominikanerkirche durchgeführt wurden. Auch in späteren Jahren wurde die englische Tradition von Vokalensembles in Regensburg repräsentiert: 1998 kamen das Ensemble Sinfonye mit Stevie Wishart und The Oxford Girl’s Choir mit einem Hildegard von Bingen-Programm sowie 2000 das renommierte The Orlando Consort , das Vokalkompositionen von Perotin, Machaut u.a. den modernen Instrumental- arrangements des Calefax Reed Quintets (Amsterdam) gegenüberstellte. Amerikas a-capella-Ensembles Zu Beginn der 90er Jahren begannen Formationen aus den USA auch im Bereich mittelalterlicher Vokalmusik auf sich aufmerksam zu machen. Stephan Schmid hat es noch in guter Erinnerung: „1989 erhielten wir eine Musikcassette aus New York. In sehr trockener Akustik (vielleicht einem Zimmerappartement) war diese Demo-CD aufgenommen, mit der sich das Ensemble Anonymous 4 vor- stellte. Das junge Ensemble, bestehend aus vier Frauen, hatte noch keine CD aufgenommen und war noch nie in Europa aufgetreten.“ Das Europadebut des Ensembles in Regensburg (1990) mit seinem „An English Ladymass“-Programm war ein durchschlagender Erfolg. In den folgenden Jahren startete die Gruppe ihre bekannte Karriere, die sie in die Charts brachte und sie zu den ‚fab four of medieval music‘ ( New Yorker ) werden ließ. Anonymous 4 trat noch zwei weitere Male in Regensburg auf: 1993 mit spa- nischen Cantigas und 2001 mit einer nachgestalteten Himmelfahrtsmesse (ca. aus dem Jahr 1000). Begleitet wurde das Ensemble 1993 von den Medieval Strings (Cheryl Ann Fulton, Shira Kammen, Margriet Tindemans). Im Übrigen trat es 1993 noch in der Stammbesetzung, mit Ruth Cunningham, auf, 2001 dann in der neuen Besetzung mit Jacqueline Horner. 1990 war der Auftritt eines zweiten amerika- nischen Mittelalterensembles: Alcatraz (aus Kalifornien). Seine Mitglieder singen und spielen, wie in der Alte-Musik-Szene üblich, auch in anderen Ensembles (Sequentia, Project Ars Nova usw.). Als drit- tes amerikanisches Ensemble konnte Schola Antiqua (Puerto Rico) unter John Blackley 1991 nach Regensburg geholt werden. Der renommierte Gregorianik-Kenner John Blackley hatte mit mehreren Einspielungen gregorianischer Gesänge für das Label Decca auf sich aufmerksam gemacht. Das Interesse für diese Matinee war so groß, dass kurzfristig das Konzert von der Schottenkirche in die wesentlich größere Dominikanerkirche verlegt werden musste. Ausschlaggebend für die Verpflichtung so vieler amerikanischer Mittelalterensembles, die zu Europa- und Deutschlanddebüts nach Regensburg geholt wurden, waren nach Meinung der Veranstalter das außergewöhnliche künstlerische Niveau sowie die Lebendigkeit und Frische der Szene. Frühe Mehrstimmigkeit aus der sog. Notre-Dame-Epoche (um 1200) bot das a-capella Ensemble Lionheart , das in den USA einen hervorragenden Ruf erworben hatte und 1999 zu seinem Europadebüt den „Sprung über den Teich“ auf sich nahm; im selben Jahr gastierte auch das Ensemble Tapestry mit der Sopranistin Laurie Monahan zum ersten Mal in Europa (auf dem 80 Theatre of Voices in der Schottenkirche (2000)

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