Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

er höchsten Respekt zu haben schien.“ Mit der Aufführung von Lassos Messe „Susanne un jour“ boten sich Vergleiche mit den beiden Vorgängerkonzerten an, die letztlich nur mit der gemeinsamen Anerkennung des herausragenden künstlerischen Niveaus enden konnten. Doch noch weitere Ensembles reihen sich in die große Tradition britischer Chöre ein: A Capella Portvgvesa (ebenfalls aus Oxford) ist spezialisiert auf die spanisch-portugiesische Musiktradition und sang 1996 Karwochen- gesänge, die im 16. Jahrhundert an einem portugiesischen Herzogshof erklangen. Mit dabei war bereits der junge David Skinner. Der schottischen Vokalmusik dieser Zeit widmet sich Cappella Nova (Glasgow), welche 1995 ein Nachtkonzert mit ‚Music from the Chapel Royal of Scotland‘ gab. Das hochambitionierte Repertoire und Programm (Komponisten wie Carver und Peebles) war damals bei uns unbekannt und ließ aufhorchen. Zweimal gastierte ein weiteres hochkarätiges britisches Vokal- ensemble in Regensburg: The Orlando Consort (London). 1997 mit Kompositionen Ockeghems (und Zeitgenossen), 2000 (Tage Alter und Neuer Musik) mit Dufay-Motetten, die es Neukompositionen jun- ger britischer Künstler des 20. Jahrhunderts gegenüberstellte. Auf demselben Festival unternahm The Clerk’s Group (Oxford) unter Edward Wickham, ein jüngeres britisches Ensemble, einen ähnlichen Versuch, Vertonungen des 15. Jahrhunderts den eigens komponierten zeitgenössischen gegenüberzustel- len. Zuletzt (2005) war es The Binchois Consort (London) unter Prof. Andrew Kirkman, das in Regens- burg einen Eindruck von der exzellenten englischen Gesangstradition vermittelte. Es wurden zwei voll- ständige Messen, von Dufay und (die einzige) von Binchois, in der Dominikanerkirche aufgeführt. Vokalgruppen aus den USA Weniger dominierend als im Mittelalterbereich hat sich die US-Szene auch auf dem Gebiet der geistli- chen Renaissancemusik einen beachtlichen Ruf erworben. Stephan Schmid blickt zurück: „1989 war das Jahr, in dem wir überhaupt erstmals unsere Fühler auch nach Kalifornien ausstreckten. Franklin Lei, der in Hongkong lehrte, hatte ein junges Vokalensemble, u.a. mit Mitgliedern des Ensembles Chanticleer, um sich vereint, das er uns auf einer Musikcassette vorstellte. Wir waren sofort überzeugt von der stimmlichen Qualität der Sängerinnen Ellen McDonald und Anne Hodgkinson und des Bassisten Mitchell Sandler. Unzählige Male wurde ich in der Nacht geweckt, wenn Franklin Lei seine Faxe losschickte. Mein gerade erworbenes Fax-Gerät schaltete sich leider nicht automatisch ein. Mitchell Sandler informierte mich auch über die kalifornische Alte Musik-Szene, über Elizabeth Blumenstock und wie sie alle heißen.“ Als Sotto Voce gab die Gruppe im Reichssaal ihr Europadebüt mit italienischen und englischen Madrigalen des 16. Jahrhunderts. Mit Pomerium Musices unter Alexander Blachly aus den USA (New York) trat 1991 eines der führenden Renaissance-Vokal- ensembles der USA in Regensburg in einem Nachtkonzert auf, u.a. mit Motetten von Gesualdo. 1998 gastierte der seit 1972 aktive Chor (bei Archiv exklusiv unter Vertrag) zum zweiten Mal, diesmal mit Kompositionen aus Vatikan-Manuskripten (1503-1534), die in der Sixtinischen Kapelle erstmals erklun- gen sind. Pomerium hat im Übrigen nach seinem Konzert dieses Programm in der Prüfeninger Schloss- kirche in Regensburg auf CD eingespielt. Unter den Chorsängern war kein Geringerer als Drew Minter. Ensembles aus ganz Europa In den letzten Jahren sind international verschiedene Ensembles als Interpreten von Vokalmusik der Renaissance hervorgetreten. Aus Italien: Cantica Symphonia und Cappella Artemisia. Das Frauen- ensemble Cappella Artemisia mit seinen acht Sängerinnen und vier Instrumentalistinnen unter der 88

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