Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

das Baltimore Consort im Regensburger Reichssaal auf. Der Publikumserfolg seiner alten schottischen Vokal- und Instrumentalmusik sorgte dafür, dass es noch zwei weitere Male gastierte: 1998 mit Musik von den British Isles und Nordamerika, 2008 wiederum mit schottischer Musik (Adew Dundee) – im Ensemble eine neue, sehr junge Sängerin (Danielle Svonavec) und eine neue Flötistin (Mindy Rosenfeld). Die Verkaufserfolge der Gruppe, die es versteht eine unaufdringliche Nähe Alter Musik zur angelsächsischen Folk-Music-Tradition herzustellen, sind für die Alte-Musik-Szene mehr als außergewöhnlich (Billboard Top Ten). Bis heute in der Musikkultur populär geblieben ist die irische Musiktradition, welche erstmals von der irisch/amerikanischen Formation Caitriona O’Leary & Dulra dem Regensburger Publikum 2002 vorgestellt wurde und dabei mit dem Versuch überraschte, die durch die gängige Folkmusik bekannten irischen Lieder und Gesänge auf ihre Ursprünge im 17. Jahrhundert hin zu erschließen. Italien ist das Geburtsland der Renaissance in allen Kulturbereichen, das gilt in besonderer Weise für die Musikgeschichte. Von allen europäischen Regionen besitzt Italien die wohl bedeutendste Tradition, was die Renaissancemusik betrifft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass italienische Renaissancemusik auf dem Programm vieler Gruppen stand, die bei den TAM aufgetreten sind. Mit ähnlicher Begeisterung wie das Baltimore Consort wurde Ex Umbris aufgenommen, das 1996 – endlich (nach seiner Erkrankung im Vorjahr) mit dem Countertenor Drew Minter – sein Europadebüt gab mit ausgefallener italienischer Musik aus dem 15. Jahrhundert (Ferrara). Unvergesslich, wie jeder der Akteure abwech- selnd nach zehn verschiedenen Streich-, Blas-, Zupf- und Schlaginstrumenten griff, um mit großer Improvisationsfreude die lebendigen Arrangements vorzutragen. Das Publikum wurde dabei zum Mitsingen (einer Heiligenlitanei) aufgefordert. 2001 wartete es in ähnlicher Manier mit spanischen Balladen und Tänzen auf. 2009 wird die Gruppe Musik der Shakespeare-Zeit – wie immer einfühlsam und launig – interpretieren. Neben Karen Hansen werden übrigens zum 10. Mal Paul Shipper und Grant Herreid sowie zum 9. Mal Tom Zajac, die immer wieder in unterschiedlichen Formationen gewissermaßen Stammgäste der TAM waren, ‚mit von der Partie‘ sein – ein jubiläumsträchtiger Beweis für die Verbundenheit der amerikanischen Szene mit dem Regensburger Festival, einer Szene, die in Europa immer noch etwas unterschätzt wird. Grant Herreid und Paul Shipper kamen 2000 als Initiatoren von Bottom’s Dream und ließen sich einen besonderen Spaß einfallen, indem sie eine modern insze- nierte Commedia dell’arte als ‚musikalischen Aperitif in einem Akt‘ veranstalteten. Titel: „Il Caffè d’Amore“, Ort: eine italieni- sche Bar ums Jahr 2000, Musik: eine Kantate von Luigi Rossi (um 1600). Mit Karnevalsliedern, die auf den Straßen von Florenz im 16. Jahrhundert gespielt und gesungen wurden, unterhielt 1998 die Oregon Renaissance Band das Publikum . Ebenfalls der italienischen Renaissancemusik gewidmet war ein besonders pracht- voller Konzertabend, den das französische Ensemble Capriccio Stravagante Renaissance Orchestra 91 Caitriona O’Leary im Reichssaal (2002) Bottom’s Dream (2000)

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