Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009
(Paris) bescherte. Unter der Leitung von Skip Sempé sowie mit dem Blockflötisten Julien Martin und dem genialen Zinkenisten Doron Sherwin entfaltete sich eine Klangfülle venezianischer Tanzmusik, wie sie so in der Dreieinigkeitskirche wohl noch nicht gehört worden ist. Aus Italien (Verona) stammt die Accademia Strumentale Italiana , allesamt Spezialisten der Alten Musik, die der musikalische Leiter Alberto Rasi zusammenge- holt hat, um Vokal- und Instrumentalmusik ihres Mutterlandes zum Klingen zu bringen – unter dem Motto „O dolce vita mia“. Bereits 1994 fand dieses Konzert im Reichssaal statt; im Jahr 2000 wiederholten sie ihren Besuch, um zusammen (in erweiter- ter Besetzung) mit dem Traverso Consort Einblick in eine besonders exquisite Klangwelt der Renaissance zu geben: die venezianische Mehrchörigkeit (neben Sinfonien Viadanas Canzonen und Sonaten von Merula, Gabrieli und Guami). Star war auch hier der Zinkenist Doron Sherwin. Zu italienischen Renaissance-Festen eingeladen wurde das Regensburger Publikum 1999 gleich zwei- mal. Zusammen mit Piffaro hat das amerikanische Concord Ensemble ein ‚florentinisches Fest’ ausge- richtet mit Tänzen und Liedern aus der Stadt der Medici. Bunt, in Kostümen der Zeit, europäisch im Repertoire und mit reichem Instrumentarium gestaltete sich im Reichsaal jenes Renaissancefest, das die estnischen Künstler Hortus Musicus Tallinn unter Andres Mustonen ausrichteten. Aus dem benachbar- ten Finnland stammt das Ensemble Retrover , das 2002 norditalienische Frottole zum Besten gab – im frühen 16. Jahrhundert eine der beliebtesten Liedformen. Renaissancemusik aus Südeuropa Neben der italienischen und englischen Renaissancemusik hat die Alte-Musik-Szene in den letzten Jahren vor allem die südeuropäische, d.h. südfranzösische und spanische Tradition wiederentdeckt. Wiederum sind es maßgeblich auch amerikanische Gruppen, welche das Temperament und den Drive solcher Musikklänge besonders wirkungsvoll vermitteln. Bereits 1986 hatte das amerikanische Trio Live Oak Musik der spanischen Renaissance auf dem Programm, u.a. ein inszeniertes Schäferspiel mit dem Titel ‚Der verliebte Schäfer‘, das mediterranen Charme ausstrahlte. Schon zweimal gastierte das Terra Nova Consort in Regensburg: 2000 und 2003 – einmal mit provenzalischer, das andere Mal mit spani- scher Tanzmusik. Das Profil des Ensembles wird geprägt durch den emotionalen Canto jondo von Sue Carney, durch die starken mediterran-arabischen Einflüsse auf Spielweise und Repertoire, das im Übrigen meist aus mündlicher Überlieferung und ihrer Nähe zur Volksmusik Leben gewinnt. Virtuose Folia-Tänze aus Südeuropa präsentierte 2003 das Damenquartett Belladonna , nach dem Urteil des Boston Globe „as fresh as jazz“. Bereits ins Jahr 1991 zurück reicht die Erinnerung an die bekannte amerika- nische Sopranistin Julianne Baird, die mit Konrad Junghänel zu hören war, der sie auf der Laute zu virtuosen Renaissance-Arien begleitete. Innerhalb der südeuropäischen Renaissancemusiktradition haben die sog. sephardischen Überlieferungen der spanischen Juden heutige Künstler immer wieder angezogen (z.B. Esther 92 Capriccio Stravagante Renaissance Orchestra (2005) Julianne Baird & Korad Junghänel im Herzogsaal (1991)
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