Tage Alter Musik – Programmheft 2020

42 T age a LTeR M uSIK R egenSBuRg Konzert 8 sie auf der Laute zu begleiten). und als Komponist schrieb Luzzaschi Werke für die Damen, die die fabelhafte Qualität ihrer vokalen Fähigkeiten besonders hervorheben sollten. Der Tod alfonsos II. im Jahr 1597 und das Fehlen eines direkten erben setzten der autonomie Ferraras ein ende und führten dazu, dass der Stadt- staat zu einem unbedeutenden appendix des Kirchenstaates wurde. Die glorreichen Tage jener Stadt waren gezählt, deren Hof einer der blühend- sten im Italien des 16. Jahrhunderts gewesen war, Zuflucht für Künstler wie ariost, Tasso, guarini, obrecht, Josquin, Willaert und de Rore. gleich- zeitig fiel auch der Vorhang für das Concerto delle Dame, dessen auflö- sung auf höchst tragische Weise stattfand, als anna guarini am 3. Mai 1598 von ihrem ehemann, dem grafen ercole Trotti, ermordet wurde, da er sie des ehebruchs verdächtigte. einige Monate später sangen Laura und Livia ein letztes Mal gemeinsam. Das musikalische erbe des Herzogs wurde in alle Richtungen zerstreut und die „geheimen“ Bände, die das Repertoire der Damen enthielten, gin- gen verloren – allerdings nicht ganz. Im Jahr 1601 veröffentlichte Luzzaschi in Rom seine Madrigali a uno, due e tre soprani. Im Vorwort erklärte der Komponist, diese Sammlung enthalte Werke, die einige Jahre zuvor eigens für das Concerto delle Dame entstanden seien. Durch den Tod alfonsos II. wurde schließlich das Verbot der Weiterverbreitung dieser Werke hin- fällig, und so wurde es möglich, eines der fesselndsten Kapitel der Musik- geschichte der jüngeren Vergangenheit zu entdecken. auf diese Weise setzt Luzzaschi nicht nur dem Ruhm seines früheren arbeitgebers und seines Hofes ein posthumes Denkmal (die Texte stam- men von guarini), sondern bekräftigte aus dieser erfahrung heraus die ausprägung eines musikalischen geschmacks, der sich mehr und mehr in Richtung der Monodie orientiert, hin zum Basso continuo, der Virtuo- sität der vokalen Linie, der Faszination für hohe Stimmlagen und schlie- ßlich zu all jenen entwicklungen, die Monteverdi unter dem namen Titelblatt der Madrigal-Sammlung (Rom 1601)

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=