Tage Alter Musik – Programmheft 2003

Weser-Renaissance Bremen genießt unter seinem Gründer und LeiterManfred Cordes seit Jahren einen hervorragenden und internationalen Ruf. Ziel ist die lebendige und musikologisch einwandfreie Wiedergabe von Werken des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit immer wieder neuen Entdeckungen musikalischer Schätze aus Renaissance und Frühbarock hat das Ensemble eine beeindruckende Zahl von CD-Einspielungen vorgelegt, die von der musikalischen Fachwelt hoch gepriesen wurden. Zum Programm: Orlando di Lasso (1532-1594) steht als „princeps musicorum” am Ende einer Epoche, greift in seinem gewaltigen Oeuvre verschiedene Gattungen und Stile auf und führt diese durch die Kraft seiner musikalischen Persönlichkeit zu einem Kulminationspunkt, der höchsten Blüte der Vokalpolyphonie der ausgehenden Renaissance. Lasso, dessen Talent sich bereits in der Kindheit auf dem reichen Nährboden der Polyphonie seiner flämischen Heimat entwickelte, wird durch die Begegnung mit Italien, demmusikalischen „Schmelztiegel” des 16. Jahrhunderts, und durch seine über 30 Jahre währende fruchtbare Tätigkeit am Münchener Hof zu einem wahrhaft „europäischen” Komponisten. Die „Marienvesper” ist kein geschlossen überliefertes, quasi „oratorisches” Werk, wie uns etwa aus der Barockzeit geläufig, sondern eine Kompilation von Einzelkompositionen (Psalmen, Motetten, Magnificat), die - so war es in der Renaissance und auch noch später üblich - je nach liturgischem Anlass anzuordnen waren. In zentraler Position der für diese Konzertsituation zusammengestellten Werke stehen die fünf Vesperpsalmen, die dem riesigen „Magnum opus musicum” von über 1000 (!) Motetten entnommen sind, das nach Lassos Tod von seinen Söhnen aus zahlreichen Individual- und Sammeldrucken in einer „Neuedition” zusammengefasst wurde. Lassos Motetten galten bis in das 18. Jahrhundert hinein als kompositorische „exempla” und können in ihrer Wirkung auf die musikalische Nachwelt nicht hoch genug bewertet werden. Die Antiphonen, die diesen Psalmen voranund nachgestellt werden, sind als liturgische Kompositionen dem „Chorbuch Mus. Ms. 52” der Bayrischen Staatsbibliothek entnommen. Sie stammen zwar aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (als Komponisten kommen H. Isaac und L. Senfl in Frage), wurden jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit zu Lassos Zeit noch verwendet; jedenfalls liegen für diese in der Liturgie vorgesehenen Texte in München keine anderen Vertonungen aus dieser Epoche vor. Als Quelle für das „gregorianische”, einstimmige Responsorium „Felix namque” wurde das „Antiphonale Pataviense” (Passau) herangezogen. Die Zusammenstellung der genannten Werke mag einen Eindruck geben, wie eine Vesper (Abendgottesdienst) zu einem der bedeutenden Marienfeste wie etwa „Mariae Himmelfahrt” Weser-Renaissance Bremen JUNI 2003 Samstag, 7. Juni 2003, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) Dominikanerkirche , Predigergasse Leitung: Manfred Cordes Vesperae in Assumptione Beatae Mariae Virginis - eine Marienvesper unter Orlando di Lasso (1532-1594) 14 Manfred Cordes In der Dominikanerkirche Weser-Renaissance Bremen

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