Tage Alter Musik – Programmheft 2004

Mai 2004 Preis: 3,00 € Musik vomMittelalter bis zur Romantik 28.-31. Mai 2004

20 Jahre Tage Alter Musik Regensburg - ...soeben sind erschienen: Der Bildband zum Jubiläum Die schönsten Bilder 24,80 € Die CD zum Jubiläum Live-Mitschnitte des Bayerischen Rundfunks 16,80 € Ausschnitte aus Konzerten der TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG von 1994 bis 2003: • COLLEGIUM 1704 (Prag) 2003 • ARTE DEI SUONATORI (Polen) 2003 • LA VENEXIANA (Italien) 2003 • COLLEGIUM VOCALE GENT & ORCHESTER (Belgien) 2003 • AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN 2002 • ZEFIRO (Italien) 2002 • CAITRÍONA O’LEARY & DÚLRA (Irland/USA) 2002 • RETROVER (Helsinki) 2002 • THE TERRA NOVA CONSORT (USA) 2000 • ACCADEMIA STRUMENTALE ITALIANA (Verona) 2000 • SONATORI DE LA GIOIOSA MARCA (Italien) 1999 • IL FONDAMENTO (Brügge) 1999 • PIFFARO & THE CONCORD ENSEMBLE (USA) 1999 • THE MUSICIANS OF ASTON MAGNA (USA) 1999 • MUSICA PACIFICA (USA) 1998 • ARTEK-458 STRINGS (New York) 1998 • NEW YORK´S ENSEMBLE FOR EARLY MUSIC (New York) 1997 • THE HARP CONSORT (London) 1997 • BIMBETTA (USA) 1996 • NORSK BAROKKORKESTER (Trondheim) 1995 • THE OXFORD CAMERATA (England) 1994 • LA RONDINELLA (USA) 1994

3 Vorwort Erweitertes Jubiläumsprogramm Liebe Musikfreunde, die TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG feiern 2004 ihr 20jähriges Jubiläum. Was 1984 klein begann, hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem der „wichtigsten und interessantesten Festivals seines Genres“ ( Süddeutsche Zeitung ) entwickelt. Wir möchten an dieser Stelle allen Förderern und Unterstützern danken, ohne deren Hilfe diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen wäre. Nicht zuletzt gilt unser Dank allen langjährigen treuen Musikfreunden, die alljährlich in großer Zahl das Festival besuchen. Zu unserem erweiterten Jubiläumsprogramm begrüßen wir alle Freunde der Alten Musik in Regensburg und wünschen erlebnisreiche Tage. Ihr Tage Alter Musik-Team Ludwig Hartmann, Stephan Schmid, Paul Holzgartner Grußwort Regensburg ist stolz auf die Tage Alter Musik Seit 20 Jahren stehen die „Tage Alter Musik“ für beglückende Konzerte national und international renommierter Ensembles und Solisten an historischen Stätten in Regensburg. Mit ihrem Anspruch an Authentizität und Qualität sind die „Tage Alter Musik“ weit über die Stadtund Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. In Regensburg verbindet sich auf ideale Weise historische Kulisse und historisches Spiel. Das lockt nicht nur die Regensburger Konzertgänger in die 15 Konzerte, wie in all den vergangenen Jahren werden viele Besucher aus dem In- und Ausland erwartet, für die die Tage vor Pfingsten zu einem festen Begriff geworden sind. Zweifellos: Regensburg ist stolz auf die „Tage Alter Musik“! Ich freue mich ganz besonders darüber, dass die „Regensburger Domspatzen“ die Konzertreihe mit Haydns „Schöpfung“ eröffnen, zeigt dies, dass auch junge Regensburger in diese traditionsreiche Veranstaltung mit aufgenommen werden können. All den vielen Musikern, die Regensburg besuchen, wünsche ich viel Erfolg und bleibend schöne Eindrücke unserer Stadt, den Besuchern wünsche ich viel Freude an den Konzerten und „last but not least“ wünsche ich den Organisatoren Ludwig Hartmann, Stephan Schmid und Paul Holzgartner, denen ich herzlich für ihre Arbeit danke, weiterhin gute und pfiffige Ideen und ein glückliches Händchen. Hans Schaidinger Oberbürgermeister der Stadt Regensburg Grußwort 15 Konzerte an 7 historischen Spielstätten Das Festival TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Es ist inzwischen zu einer Tradition geworden, die im Musikleben Bayerns fest verankert ist. Von Jahr zu Jahr finden international renommierte Musiker ebenso wie hoffnungsvolle Nachwuchstalente in Regensburg ein viel beachtetes Podium, auf dem sie einem breiten Publikum die Vielfalt der Alten Musik vorstellen und nahe bringen können. Auch dieses Jahr ist es den Veranstaltern wieder gelungen, ein vielfältiges und anspruchsvolles Programm anzubieten. Das Publikum darf sich auf 15 Konzerte an 7 historischen Spielstätten freuen. Erstmals wird nach gut 200 Jahren die wieder entdeckte Oper „Amor und Psiche“ von Joseph Schuster mit dem Münchner Originalklang-Orchester La Ciaccona wieder aufgeführt. Das New Yorker Ensemble Visceral Reaction begeht mit Musik der Renaissance und des Frühbarocks seine Europapremiere, das französische Ensemble Matheus sowie das Oboenensemble La Bande des Hautbois du Roy aus Padua werden erstmals in Deutschland zu hören sein. Wie immer findet gleichzeitig im historischen Salzstadel an der Steinernen Brücke eine große internationale Verkaufsausstellung, u. a. mit Nachbauten historischer Musikinstrumente, Noten, Büchern und Tonträgern, mit zahlreichen Ausstellern aus dem In- und Ausland statt. Im Geiste der Musik wird so Jahr für Jahr in der alten Donaustadt Regensburg mit ihrem mittelalterlichen und zugleich zeitgenössischem Ambiente Völkerverständigung gelebt. Den Mitwirkenden des Festivals TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG wünsche ich wertvolle musikalische und menschliche Begegnungen und eine fruchtbare Zusammenarbeit, den Besuchern der Konzerte Freude und Erholung und eindrucksvolle künstlerische Erlebnisse. Dr. Thomas Goppel Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004

Katharine Fuge, aufgewachsen auf der Insel Jersey, übersiedelte für ihr Gesangsstudium nach London, wo sie bei Paul Farrington studierte. Gleichzeitig ist sie sowohl als Solistin wie als Ensemblesängerin bei zahlreichen Festivals und Konzertereignissen in Großbritannien und anderen europäischen Ländern zu hören. Sie arbeitet regelmäßig u.a. mit Philippe Herreweghe, Ton Koopman, John Eliot Gardiner, Marcus Creed und Frieder Bernius zusammen. Im Jahr 2000 wurde sie europaweit bekannt durch ihre Mitwirkung als Solistin bei der „Bach Cantata Pilgrimage“, einem Projekt der English Baroque Soloists mit John Eliot Gardiner, unter dessen Leitung im Bach-Jahr 2000 alle geistlichen Kantaten des Komponisten an verschiedenen Orten Europas aufgeführt und zum Teil aufgenommen wurden. 2002 bildeten Werke von Händel einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Sie sang mit der Akademie für Alte Musik Berlin Belshazzar , mit den English Baroque SoloistsL’Allegro ed il Penserosound mit dem Collegium Vocale GentDixit Dominus . Mit Israel in Egyptgastierte sie bei den BBC Proms-Konzerten. 2003 sang sie mit der Berliner Akademie für Alte Musik auf einer Konzertreise durch Kolumbien Bachs SoloKantate Jauchzet Gott in allen Landen . Auf CD sind mit ihr u.a. VivaldisGloria , HändelsDixit Dominusund derMessiasmit den Regensburger Domspatzen und der Musica Florea Prag erschienen. Der lyrische TenorMarcus Ullmannwurde 1967 in Olbernhau, in der Nähe von Dresden geboren. Seine erste musikalischeAusbildung erhielt er im Dresdner Kreuzchor. Später studierte er an der Musikhochschule Dresden sowie in Berlin bei Dietrich Fischer-Dieskau. Nach seinem Studium, das er in den Bereichen Lied, Konzert und Oper mit Auszeichnung abschloss, führten ihn Gastengagements an verschiedene Opernhäuser Deutschlands (Staatstheater Mainz, Semperoper Dresden) und ins Ausland (Teatro la Fenice, Opernhaus Rom, Teatro Comunale Firenze, Los Angeles Opera), wo er große Erfolge mit verschiedenen Mozartpartien feierte. Wichtige Konzertengagements in jüngster Zeit umfassten Aufführungen von Bachs Johannes- undMatthäuspassion , dasWeihnachtsoratorium , die h-Moll Messe , HändelsMessias , Mozarts Requiemund Haydns Schöpfung in Rom, Berlin, Frankfurt, München, London, Salzburg, Wien, Washington und Buenos Aires. Liederabende führten ihn zur Schubertiade Schwarzenberg, zu Kammermusikfestivals nach Finnland, Irland und in die Wigmore Hall nach London. Seine zahlreichen CD-Einspielungen umfassen Bachkantaten, dasMagnificatund dasWeihnachtsoratorium , Mozarts Requiemmit Frieder Bernius und die c-Moll Messeunter Ivor Bolton. Sebastian Noackwurde in Berlin geboren. Er studierte Gesang bei Dietmar Hackel und Ingrid Figur und schloss sein Studium „mit Auszeichnung“ ab. Mehrere Meisterkurse bei Dietrich Fischer-Dieskau und Aribert Reimann rundeten seine Ausbildung ab. 1996 gewann er den 1. Preis beim BundeswettbeTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Regensburger Domspatzen Akademie für Alte Musik Berlin MAI2004 Freitag, 28. Mai 2004, 20.00 Uhr Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße Leitung: Domkapellmeister Roland Büchner Joseph Haydn: Die Schöpfung Katharine Fuge Sopran (Gabriel, Eva) Marcus Ullmann Tenor (Uriel) Sebastian Noack Bass (Raphael, Adam) 4 Regensburger Domspatzen Foto: Hanno Meier Katharine Fuge Marcus Ullmann Foto: Steffen Weig Sebastian Noack Roland Büchner

werb Gesang, 1997 den 2. Preis bei der International Song Competition in der Wigmore Hall London und den 1. Preis beim Paula LindbergSalomon-Wettbewerb. Sebastian Noack hat sich besonders als Konzertsänger einen Namen gemacht. Er konzertiert regelmäßig mit Philippe Herreweghe, Marcus Creed, Gustav Leonhardt, Frieder Bernius, HansChristoph Rademann, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Freiburger Barockorchester, dem RIAS Kammerchor, Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin, Cantus Cölln, dem Züricher Kammerorchester, dem Freiburger Bachchor, dem Knabenchor Hannover, dem Dresdner Kreuzchor u.a. Bisher sind CD-Aufnahmen bei Harmonia Mundi France erschienen: 2002 Bachs Johannespassion (Arien), 2003 BachsLeipziger Weihnachtskantaten . Beide Aufnahmen leitet Philippe Herreweghe. 2004 erschien Händels Siroeunter Andreas Spering. Sein großes Interesse gilt auch dem Lied. In diesem Bereich wurde er regelmäßig von Thomas Quasthoff betreut. 1999 sprang er mit großem Erfolg für Thomas Quasthoff bei einem Liederabend in Lindau am Bodensee ein. Roland Büchner , geboren 1954 in Karlstadt/Main, studierte zunächst an der Fachakademie für kath. Kirchenmusik und Musikerziehung Regensburg und ging dann an die Musikhochschule München. Dort schloss er sein Studium mit der Künstlerischen Staatsprüfung im Fach „Kath. Kirchenmusik“ und dem Diplom im Konzertfach Orgel ab. Seine Lehrer waren u.a. Franz Lehrndorfer, Gerhard Weinberger, Diethard Hellmann und Godehard Joppich. Von 1976 bis 1987 war Roland Büchner als Stiftskapellmeister in Altötting tätig und zugleich an der dortigen Berufsfachschule für Musik als Lehrer für Gregorianik und Chorleitung. Von 1987 bis 1994 leitete Roland Büchner den Konzertchor der Fachakademie für kath. Kirchenmusik und Musikerziehung Regensburg und war an diesem Institut hauptberuflich Dozent für Chorleitung und Orgel. 1994 wurde er zum Domkapellmeister und Leiter der Regensburger Domspatzen als Nachfolger von Georg Ratzinger berufen. In diesem Jahr kann er auf eine 10-jährige Tätigkeit bei den Domspatzen zurückschauen, wo er in den verschiedensten Bereichen aktiv war und ist. Hauptaufgabe der Regensburger Domspatzen , die auf eine über 1000-jährige Tradition zurückblicken können, ist auch unter Roland Büchners Leitung der liturgische Dienst im Regensburger Dom. Vor allem die kirchlichen Hochfeste und viele Gottesdienste während des Jahres gestaltet der Regensburger Domchor unter seiner Leitung. Auch die Konzerttätigkeit der Regensburger Domspatzen brachte dem Chor unter der Leitung von Roland Büchner im In- und Ausland beste Kritiken und höchstes Lob ein. Neben der Leitung der traditionellen Herbsttournee durch Deutschland hat Domkapellmeister Roland Büchner den Chor auch bei zahlreichenAuslandtourneen (Japan, Italien, Philippinen, Ungarn, Schottland, Frankreich) dirigiert. Ebenso wurden zahlreiche CDs eingespielt, jüngste Veröffentlichungen waren dasMagnificat und die Kantate Meine Seele erhebt den Herrn von J.S. Bach sowie eine Aufnahme von HändelsMessias , jeweils mit der Musica Florea Prag. Mit der Aufführung von Haydns Schöpfung findet die erfolgreiche Zusammenarbeit derRegensburger Domspatzen mit der Akademie für Alte Musik Berlindes Jahres 1997 (Bachs Johannespassion ) eine vielversprechende Fortsetzung. Die Akademie für Alte Musik Berlin zählt seit Jahren zu den herausragenden Orchestern der nationalen Originalklang-Szene. Bei den Tagen Alter Musik sind die exzellentenMusiker aus der Hauptstadt immer wieder gern gesehene Gäste. „ Die Rolle der Musik besteht darin, unmittelbar auf die Sinne zu wirken, den Menschen zu packen, dem Auf und Ab der Gefühle zu folgen “, schreibt C. Ph. E. Bach. Dies ist gleichsam zum Motto der Berliner Musiker geworden und äußert sich in ihrem emotionsgeladenen, virtuosen Musizierstil. Dass davon viele Menschen nicht unberührt bleiben, beweisen über 500 000 verkaufte, vielfach preisgekrönte CDs. Seit dem Mauerfall 1989 hat sich die internationale Konzerttätigkeit des Ensembles kontinuierlich entwickelt. Inzwischen gastiert die Akademie regelmäßig in den musikalischen Zentren Europas wie Wien, Paris, Zürich, London und Brüssel. Seit 1995 ist das Orchester regelmäßiger Gast der Innsbrucker Festwochen der AltenMusik. Tourneen führten bislang in fast alle europäischen Länder sowie in den Nahen Osten, nach Japan und Südostasien. Im September 2002 feierte die Akademie im Berliner Konzerthaus ihr 20jähriges Jubiläum. Zukünftige Projekte umfassen u.a. das USA-Debüt der Akademie in der New Yorker Carnegie Hall. Zum Programm: Joseph Haydn: Die Schöpfung Historischer Hintergrund. Libretto Bei seinem zweiten Londoner Aufenthalt (Januar 1794- bis August 1795) erhielt Haydn vom Impresario Johann Peter Salomon ein Oratorium-Libretto nach Miltons Paradise Lost ; ein gewisser Lidley soll der Verfasser gewesen sein. Diesen englischen Text - er ist nicht erhalten - gab Haydn zur Bearbeitung dem Präfekten der Wiener Hofbibliothek Baron Gottfried van Swieten, einem einflussreichen Mann mit großen literarischen und musikalischen Ambitionen; Haydn kannte ihn seit langem. Swieten (1733 - 1803) schuf nun auf der Grundlage des eng1ischen Textes das endgültige Libretto. Später hat Swieten mitgeteilt, der ursprüngliche Text sei ehemals für Händel bestimmt gewesen. Das Textbuch Swietens befindet sich heute in der Ungarischen Nationalbibliothek. Es enthält, in der akkuraten Handschrift des Barons, den Text des Oratoriums, den Swieten nach Rezitativen, Arien, Duetten, Terzetten und Chören einteilt. Bei den solistischen Teilen gibt Swieten an, ob sie von Sopran, Tenor oder Bass auszuführen seien, und vermerkt bei den meisten Rezitativen die Art der Begleitung, ob mit oder ohne Orchester. Außerdem enthält das Libretto marginaliter eine Fülle von Anregungen und Vorschlägen Swietens zur Komposition. Haydn hat Swietens Anweisungen ernst genommen. Er war der Ansicht, der Librettist solle dem Komponisten Vorschläge machen; dadurch würde die Arbeit des Compositeurs erleichtert und der Dichter sei genötigt, musikalisch zu schreiben, was sonst höchst selten geschehe. Als Swieten allerdings später, im Libretto der Jahreszeiten , imperative Vorschriften zur Tonmalerei gab, ging dies Haydn entschieden zu weit. Das war jedoch bei der Schöpfung offenbar nicht der Fall. Das Werk steht in der Tradition Händels. 1791 hatte Haydn anlässlich der Händel-Feiern in London eindrucksvolle Aufführungen vonZadok the Priest , Messiahund Israel in Egyptgehört. Doch war er mit Oratorien Händels nicht erst in England in Berührung gekommen. Durch seine Bekanntschaft mit Swieten kannte er dessen jährliche Oratorien-Aufführungen in Wien; von 1787 bis 1790 standen diese unter Mozarts Leitung. Swieten besaß in seiner privaten Bibliothek die Händel-Ausgaben von Walsh bzw. Randall; auf die große, zwischen 1787 und 1790 erschienene Händel-Ausgabe von Samuel Arnold war die TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 5 Akademie Für Alte Musik Berlin Foto: Peter Witt

Hofbibliothek zur Zeit Swietens subskribiert. Wir wissen aus der Korrespondenz Mozarts, dass Swieten seine Noten großzügig auslieh, können also davon ausgehen, dass auch Haydn die Händel-Noten Swietens kannte. ImMärz 1793 wurde HändelsAlexanderfestmit einem Chorsatz Haydns im Palais Dietrichstein in Wien aufgeführt; vermutlich war Haydn selbst der Dirigent. Im März 1797 gab man im Palais Schwarzenberg Acis und Galathea , auch dort war Haydn anwesend. Swieten war es letztlich, der Haydn drängte, ein Oratorium nach Händelschem Vorbild zu komponieren. Die Uraufführungen derSchöpfung (1798) und der Jahreszeiten (1801) bilden den krönenden Abschluss der langen Reihe von Oratorien-Aufführungen, die Swieten (1779) mit Händels Judas Maccabäus begründet hatte und für deren Finanzierung er einen Kreis von Aristokraten – „Assoziierte Cavaliers“, wie sie sich nannten - gewinnen konnte. Das Werk Die Schöpfung ist ein christliches Werk, aber kein kirchliches. Es ist ein Bekenntnis zu Gott dem Schöpfer, zur Natur und zum Menschen. Es ist ein Werk der Aufklärung. Swieten war einer der einflussreichsten Vertreter jener modernen, antiklerikalen Richtung im josephinischen Wien. Sein Libretto derSchöpfungspiegelt die neue Geisteshaltung. Das erste Menschenpaar tritt nicht demütig und bußfertig auf, sondern schön und würdig, mit Mut, Weisheit und Stärke begabt. Die Engel werden „Himmelsbürger“ genannt. Die Sonne ist „des Weltalls Seel’ und Aug’“, Gott, durch „seiner Hände Werk“, der Baumeister der Welt. Uriel warnt das Menschenpaar davor, die Harmonie mit der Natur und ihrem Schöpfer zu zerstören: „O glücklich Paar, und glücklich immerfort, wenn falscher Wahn euch nicht verführt, nochmehr zu wünschen als ihr habt undmehr zu wissen als ihr sollt!“ Das sind Gedanken der Freimaurer wie sie uns auch in Mozarts Zauberflöte begegnen. Das Vorbild Händels zeigt sich besonders in den Chorsätzen. Homophone Sätze und mächtige Polyphonie, Fuge, Kanon, Engführung: die Mittel barocker Chortechnik setzt Haydn virtuos ein. Modern und kühn sind Klang und Harmonie. Das Orchester mit reicher Bläserbesetzung (3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotten, Kontrafagott, mit 2 Hörnern, 2 Trompeten, Pauken und 3 Posaunen) bietet in verblüffender Vielfalt unterschiedliche, damals völlig neue Klangmischungen. Tonmalerisch, mit Witz und Geschmack, komponiert Haydn die Tierwelt. Niemals verfällt er der Effekthascherei, vielmehr spüren wir - mit einemWort Beethovens – „mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“. Wie in Händels Alexanderfest gibt es in Haydns Schöpfungdrei Solisten (Nur der Schlusssatz verbindet den vierstimmigen Chor mit einem Solistenquartett). In der Gestalt der Erzengel Gabriel (Sopran), Uriel (Tenor) und Raphael (Bass) erzählen sie rezitativisch den biblischen Bericht und besingen, von Schöpfungstag zu Schöpfungstag fortschreitend, den Bau der Welt. Die Erzengel sind keine Kommentatoren. Die Entstehung des Universums und der Erde, die Schönheit der Natur, der Pflanzen und Tiere werden subjektiv, staunend, bewundernd und freudig von ihnen miterlebt. Im Dritten Teil des Oratoriums, mit dem Auftreten von Adam und Eva, lösen die Stimmen des Menschenpaares die Stimmen der Engel (Gabriel und Raphael) ab. In ihrer menschlichen Liebe fühlen und erkennen Adam und Eva die himmlische Liebe Gottes. Die Uraufführung Die Schöpfung erlebte am 29. und 30. April 1798 im ehemaligen Palais Schwarzenberg am Neuen Markt in Wien die Uraufführung. Dort fanden auch schon früher Konzerte statt, die Swieten angeregt hatte. Die Aufführung am 29. April hatte wohl mehr den Charakter einer Generalprobe: am 30. April war der eigentliche Konzerttag. Haydn selbst dirigierte. Salieri begleitete am Fortepiano. Die Soli sangen Christine Gerardi, eine gefeierte, erst 21-jährige Künstlerin, Mathias Rathmayer, Professor am Theresianum, und Ignaz Saal, der zur älteren Garde der Hofopernsänger zählte. Der Saal im Palais Schwarzenberg war nach unseren Maßstäben eher klein in den Proportionen, wohl vergleichbar dem bestehenden Saal im Palais Lobkowitz. Die Orchesterund Chorstärke dürfen wir uns daher, trotz der reichen Bläserbesetzung, nicht monumental vorstellen. Am 7. und 10. Mai gab es Wiederholungen im Palais Schwarzenberg. Schon im Jahr darauf wurde im Rahmen der Tonkünstler-Societät imKärntnertortheater dieSchöpfungin großer Besetzung gegeben. Das Orchester bestand aus 180 Musikern: entsprechend stark war vermutlich der Chor. Haydn hat seinen Gemütszustand bei der Uraufführung so geschildert: „Bald war ich kalt am ganzen Leibe, bald überfiel mich eine glühende Hitze und ich befürchtete mehr als einmal plötzlich vom Schlage gerührt zu werden.“ Er hielt die Schöpfung für eines seiner gelungensten Werke. Bereits 1803 veröffentlichte er es im Selbstverlag. 1803 wird Haydns Ausgabe von Breitkopf &Härtel übernommen. 1802 waren dort die Jahreszeiten herausgekommen. Diese Editionen trugen Haydns Ruhm in alle Welt. Die Autographe verwahrte Swieten in seiner privaten Bibliothek. Es war sein und Haydns Wunsch, dass die Manuskripte später in die Hofbibliothek kommen sollten. Dahin gelangten sie nie. Sie sind bis heute verschollen. Dreieinigkeitskirche Die Dreieinigkeitskirche an der Gesandtenstraße ist ein stattlicher Bau des 17. Jahrhunderts. Ungewöhnlich sind die barocken Prunk-Grabmäler an den umgebenden Hofwänden. Die Namen der Verstorbenen sind eindeutig unregensburgerisch: von Kniestedt, von Treskow, Björnstjerna. Etwa 40 Grabsteine halten hier das Andenken an evangelische Exulanten und Reichstagsgesandte wach, die hier verstarben. Der Bau der Dreieinigkeitskirche war notwendig geworden, weil in der Stadt nur wenige Bauten – vor allem die Neupfarrkirche – dem evangelischen Gottesdienst zur Verfügung standen. So errichtete 1627-31 der Nürnberger Baumeister Hans Carl auf städtischem Grund einen einschiffigen, tonnengewölbten Raum mit den üblichen Emporen einer Predigtkirche. Von den beiden Osttürmen wurde nur der nördliche vollendet. Die Formen der Architektur sind frühbarock, jedoch noch mit Anklängen an die Gotik, vor allem im stuckierten Rippenwerk des Inneren. Die Dreieinigkeitskirche zählt zu den ersten bedeutenden Kirchenbauten in Bayern. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 6

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 7 PROGRAMM JOSEPHHAYDN Die Schöpfung (1732-1809) Oratorium in drei Teilen für Solostimmen, Chor und Orchester, Hob. XXI: 2 Text: Gottfried van Swieten Erster Teil No. 1 Ouvertüre: Die Vorstellung des Chaos No. 2 Rezitativ und Chor: „Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde“- „Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser“- „Und Gott sah das Licht“ (Raphael, Chor, Uriel) No. 3 Arie und Chor: „Nun schwanden vor dem heiligen Strahle“- „Verzweiflung, Wut und Schrecken“ (Uriel, Chor) No. 4 Rezitativ: „Und Gott machte das Firmament“ (Raphael) No. 5 Solo und Chor: „Mit Staunen sieht das Wunderwerk“- „Und laut ertönt aus ihren Kehlen“ (Gabriel, Chor) No. 6 Rezitativ: „Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser“ (Raphael) No. 7 Arie: „Rollend in schäumenden Wellen“ (Raphael) No. 8 Rezitativ: „Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor“ (Gabriel) No. 9 Arie: „Nun beut die Flur das frische Grün“ (Gabriel) No.10 Rezitativ: „Und die himmlischen Heerscharen verkündigten“ (Uriel) No.11 Chor: „Stimmt an die Saiten, ergreift die Leier!“ (Chor) No.12 Rezitativ: „Und Gott sprach: Es sei’n Lichter“ (Uriel) No.13 Rezitativ: „In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne“ (Uriel) No.14 Terzett und Chor: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“- „Dem kommenden Tage sagt es der Tag“ (Chor, Gabriel, Uriel, Raphael) Zweiter Teil No.15 Rezitativ: „Und Gott sprach: Es bringe das Wasser“ (Gabriel) No.16 Arie: „Auch starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz“ (Gabriel) No.17 Rezitativ: „Und Gott schuf große Walfische“ (Raphael) No.18 Rezitativ: „Und die Engel rührten ihr’ unsterblichen Harfen“ (Raphael) No.19 Terzett: „In holder Anmut steh’n“ (Gabriel, Uriel, Raphael) No.20 Terzett und Chor: „Der Herr ist groß in seiner Macht“ (Gabriel, Uriel, Raphael, Chor) PAUSE (nur 15 Min. wegen Live-Übertragung) No.21 Rezitativ: „Und Gott sprach: Es bringe die Erde hervor“ (Raphael) No.22 Rezitativ: „Gleich öffnet sich der Erde Schoß“ (Raphael) No.23 Arie: „Nun scheint in vollem Glanze der Himmel“ (Raphael) No.24 Rezitativ: „Und Gott schuf den Menschen“ (Uriel) No.25 Arie: „Mit Würd’ und Hoheit angetan“ (Uriel) No.26 Rezitativ: „Und Gott sah jedes Ding“ (Raphael) No.27 Chor: „Vollendet ist das große Werk“ (I) (Chor) No.28 Terzett: „Zu dir, o Herr, blickt alles auf“ (Gabriel, Uriel, Raphael) No. 29 Chor: „Vollendet ist das große Werk“ (II) (Chor) Dritter Teil No.30 Rezitativ: „Aus Rosenwolken bricht“ (Uriel) No.31 Duett und Chor: „Von deiner Güt’, o Herr und Gott“- „Gesegnet sei des Herren Macht“ (Eva, Adam, Chor) No.32 Rezitativ: „Nun ist die erste Pflicht erfüllt“ (Adam, Eva) No.33 Duett: „Holde Gattin! Dir zur Seite“ (Adam, Eva) No.34 Rezitativ: „O glücklich Paar, und glücklich immerfort“ (Uriel) No.35 Schlusschor (mit Soli): „Singt dem Herren alle Stimmen!“ (Chor, Solisten [Alt-Solo: Ein Regensburger Domspatz]) Dieses Konzert findet in Verbindung mit dem Verein “Freunde des Regensburger Domchors” e.V. statt. Dieses Konzert wird in besonderer Weise von der LIGA Bank Regensburg (Partner der Regensburger Domspatzen) unterstützt. Wir danken der Meisterwerkstätte für historisches Tasteninstrumente, J. C. Neupert, 96052 Bamberg, für die freundliche Bereitstellung des Hammerflügels (Kopie nach L. Dulcken, München, ca. 1815) AUSFÜHRENDE AKADEMIEFÜRALTEMUSIKBERLIN Bernhard Forck (Konzertmeister), Eric Dorset, Kerstin Erben, Edburg Forck, Thomas Graewe, Matthias Hummel, Stephan Mai, Barbara Paulsen, Uta Peters, Nadja Ziemer Violine Anja-Regine Graewel, Lothar Haas, Clemens Nuszbaumer, Stephan Sieben Viola Jan Freiheit, Barbara Kernig, Lidewij Scheifes Violoncello Walter Rumer, Burgi Pichler Kontrabass Christoph Huntgeburth, Antje Schurrock, Marion Hofmockel Flöte Ann Kathrin Brüggemann, Stefanie Haegele Oboe Guy van Waas, Diego Montes Klarinette Christian Beuse, Eckhard Lenzing, Karl Nieler Fagott Ute Hartwich, Ute Rothkirch Trompete Sebastian Krause, Fernando Günther, Steffen Schwarz Posaune Václav Luks, Miroslav Rovensky Horn Jens Gagelmann Pauke Raphael Alpermann Hammerflügel Aufführung der Schöpfung am 27. März 1808

Das in der Schweiz ansässige Ensemble Lucidarium ist spezialisiert auf Musik des Mittelalters und der Frührenaissance mit besonderer Betonung unbekannten oder wenig bekannten Repertoires. Abhängig von den Erfordernissen jedes Projekts ist das Ensemble jeweils anders zusammengesetzt und vereinigt sechs bis vierzehn der besten europäischen Spezialisten für Alte Musik. Jedes Programm ist das Ergebnis einer langen Periode von Recherche und Vorbereitung auf verschiedenen Gebieten. Ziel ist immer eine lebendige Kombination von Vokal- und Instrumentalmusik mit großer Freiheit in der praktischen Ausführung, die aus einer soliden Kenntnis des musikalischen Stils und des historischen Hintergrunds herrührt. Diese Verbindung aus sorgfältiger Vorbereitung und Kreativität, die der historischen Aufführungspraxis neue Perspektiven eröffnet hat, hat dem Ensemble den Beifall sowohl des Publikum als auch der Kritik gebracht. Für 2004 erhielt das Ensemble LucidariumSubventionen der „European Association for Jewish Culture“ für die Erforschung und Aufführung des Programms TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Ensemble Lucidarium (Schweiz) MAI2004 Freitag, 28. Mai 2004, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) Dom St. Peter , Domplatz 8 “La istoria de Purim io ve racconto” - Musikalisches und poetisches Erbe der Juden im Italien der Renaissance Ensemble Lucidarium DIE GANZE WELT DER MUSIK AB SOFORT AUCH WELTWEIT ONLINE ZU HÖREN! DETAILS UND SENDEZEITEN: WWW.BR-KLASSIK.DE | KLASSIK-INFO +49-(0)89-59004646 FREQUENZEN: Amberg 87,6 | Ansbach 95,5 | Aschaffenburg 98,0 | Augsburg 101,0 Bad Kissingen 107,9 | Bad Tölz 102,3 | Bamberg 102,9 | Bayreuth 102,3 Günzburg 93,1 | Hof 102,3 | Ingolstadt 88,0 | Landshut 93,2 | Lindau 87,6 München 102,3 | Neu-Ulm 101,0 | Nürnberg 87,6 | Passau 95,6 Regensburg 97,0 | Rosenheim 102,3 | Schweinfurt 107,9 Würzburg 89,0 Bayernweit auch im Kabel, bundesweit (Kabel) und europaweit (Satellit) im Digital-Paket der ARD (DVB) sowie über ASTRA Digital Radio (ADR) „ La istoria de Purim io ve racconto “, sowie Unterstützung der schweizerischen Kulturstiftung „Pro Helvetia“. Im September 2004 wird sichLucidariumbei der Stiftung Royaumont niederlassen, um eine musikalische Rekonstruktion von Angelo Polizianos „La Favula d' Orfeo“ unter der Leitung von Francis Biggi zu entwickeln und zu produzieren. Das Ensemble Lucidariumhat mittlerweile bei vielen wichtigen Festivals in Europa und Nordamerika konzertiert. Bisher sind drei CDs erschienen, die auch zahlreiche internationale Preise erhielten. Zum Programm: La Istoria de Purim io ve racconto Im 15. und 16. Jahrhundert übte Norditalien wegen der dort herrschenden verhältnismäßig großen Toleranz im Vergleich zur Unruhe im restlichen Europa eine Anziehungskraft auf eine Anzahl jüdischer Gemeinschaften aus: auf die Ashkenazimaus Deutschland, Frankreich und der Provence und die Sephardim aus Spanien, Sizilien, Portugal und dem Königreich Neapel. Diese Gemeinschaften vermischten sich mit den Italikim , den „eingeborenen“ italienischen Juden, deren Anwesenheit auf der Halbinsel und den Inseln bis ins römische Imperium zurückreichte. Die nicht immer unproblematischen Beziehungen zwischen diesen verschiedenen Traditionen und die komplizierte, aber enge Bindung, die die Juden Italiens mit der sie umgebenden nichtjüdischen Kultur hatten, trugen zum Entstehen eines reichen kulturellen Lebens bei. Jüdische Musiker, Komponisten, Theatertruppen, Tanzmeister, Dichter und Stückeschreiber gab es überall in Italien in großer Zahl während der Jahre, die Guigliemo Hebreo da Pesaro von Salamone Rossi trennen.

Verschiedene Quellen, wie das „Purim-Spiel“, „ La istoria de Purim io ve racconto “ vonMordekay Dato , das stark vom christlichen geistlichen Spiel der „Rappresentazione sacra“ beinflusst ist und das unserem Programm seinen Namen gibt, oder Elia Bachur Levitas freie jiddische Übersetzung des epischen Gedichts Bovo d'Antona zeigen, dass die Juden Italiens voll teilhatten an der Tradition gesungener Poesie, die es schon zur Zeit Boccaccios gab und die im heutigen Mittelitalien immer noch in Blüte steht. Die liturgischen und paraliturgischen Stücke, die von Ethnomusikologen in den Nachkriegsjahren gesammelt wurden, verbinden archaische Tendenzen mit einer ähnlichen Offenheit für Quellen von außerhalb (wobei wahrscheinlich die Tatsache half, dass die Musik des jüdischen Gottesdienstes anders als der gregorianische Gesang nicht kodifiziert ist), deren melodische Vorbilder Tanzweisen der Renaissance und viel ältere Quellen umfassen. In fast allen Aspekten zeigt das Vermächtnis der jüdischen Künstler, die das Italien der Renaissance belebten, wie viel sie einerseits hinzufügten und andererseits beeinflusst wurden von der blühenden künstlerischen Umwelt jener Zeit. © Francis Biggi & Avery Gosfield TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 9 PROGRAMM Ein Chamocha / Shema Israel (TRAD ., GORIZIA , ASHKENAZYRITUS ) La Folia (La Cara Cosa) DOMENICOBIANCHINI DETTO IL ROSSETTO (Udine, ca. 1510 - ca. 1576) Intabolatura de lauto… Lautentabulatur (Venedig, 1546) Aus „Dos lid fun der sreyfe TEXT : ELIABACHURLEVITA in Venedig“ Das große Feuer MUSIK : TZURMISHELO , D-Mu, Cod. Ms. 757 (4 o ) Anello GUGLIELMOEBREO DIPESARO Kol Beru’e (Neujahrsfest) (TRAD ., PADUA , ITALIENISCHERRITUS ) Kol Beru’e (instrumental) (TRAD ., PADUA , ITALIENISCHERRITUS ) Aus dem „Bovo-Buch“ TEXT : ELIABACHURLEVITA (1469-1549) Aus dem Bovo d’Antona TEXT : ANONYM (Bologna: Caligola de’ Bazalieri 1497) Moresca (sull’ Aria d'ottava) GIOVANNILORENZOBALDANO (1576-1660) Aus „La Cansonetta da TEXT : ANONYM . 16. Jh., (Lo Bm. 10,463, Purim“ Gaster 678) Aus „La Istoria de Purim TEXT : MORDEKAYDATO io ve racconto“ (1525 – ca. 1590) Aus der „Meghillat Ester“ ( FLORENZ , ITALIENISCHER / SEPHARDI - SCHERRITUS ) La Mantovana GIUSEPPINO DALBIABO (ca. 1600) (Fuggi, fuggi, fuggi) Aus der „Pesach - Haggadah“ (FLORENZ , ITALIENISCHE / SEPHARDISCHE TRAD .) Had Gadiya – Un Caprett (FERRARA , ITAL . TRAD .) Had Gadiya (FLORENZ , ITAL . TRAD .) AUSFÜHRENDE ENSEMBLELUCIDARIUM Gloria Moretti, Enrico Fink Gesang Viva Biancaluna Biffi Gesang, Viola Marco Ferrari, Avery Gosfield Renaissance-Blasinstrumente Francis Biggi Laute, Colascione Massimiliano Dragoni Schlaginstrumente, Hackbrett Dieses Konzert findet in Verbindung mit der Reihe „Konzerte im Dom St. Peter Regensburg“ statt. Dieses Konzert wird in besonderer Weise von der European Association for Jewish Culture, dem Ressort Kultur der Stadt Basel und von Pro Helvetia unterstützt. Dom St.-Peter Der imposante Regensburger Dom, der im Fernblick das Stadtbild beherrscht, ist einer der wenigen Dome in Deutschland, die man nach dem Schema der gotischen Kathedralen Frankreichs erbaute. Sein homogenes Aussehen verdankt der Dom trotz seiner jahrhundertelangen Bauzeit (über 600 Jahre) dem Festhalten am ehrgeizigen Gesamtplan, der bereits in den 70er/80er Jahren des 13. Jahrhunderts entworfen wurde. Nach einem Baustopp wegen Geldmangels im Jahre 1525 – die Türme blieben unvollendet – wurde er erst in den Jahren von 1859 bis 1869 mit kräftiger finanzieller Unterstützung durch König Ludwig I. von Bayern fertiggestellt. Besonders bemerkenswert sind neben der Klarheit der gotischen Formen die originalen Glasgemälde der großen Fensterflächen, die zwischen 1310 und 1380 entstanden sind, und die zahlreichen Figuren und Reliefs seiner Westfassade aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Das Berliner Cembalo Ensemble rückt das in der Barockmusik vornehmlich als ContinuoInstrument eingesetzte Cembalo in den Mittelpunkt seiner Konzertaufführungen. Gründerin und Leiterin des Ensembles istMitzi Meyerson , die schon 1987 bei den Tagen Alter Musik zu Gast war (Les Filles de Sainte-Colombe). Sie hat an der Berliner Hochschule der Künste eine Professur inne und gibt zahlreiche Konzerte im In- undAusland. Sie hat bei zahlreichen CD-Produktionen als Continuo-Spielerin mitgewirkt und einige vielbeachtete Solo-CD-Veröffentlichungen vorgelegt. Eines ihrer wichtigsten Konzertkonzepte ist „The Bottom Line“, Barockmusik aus der Perspektive der tieferen Klangwelten der Bass- und Continuoinstrumente, das sie mit dem Berliner Cembalo Ensemble verwirklicht. Das Zusammenspiel von bis zu fünf Cembali beeindruckt durch einen ganz eigenen faszinierenden klanglichen Reiz, betont das „rockig“-perkussive Element und stellt somit die abwechslungsreiche Farbigkeit dieses Instruments überzeugend unter Beweis. Zum Programm: Dass gute Barockmusik die Transkription auf eine neue Instrumentengruppe nicht nur verträgt, sondern dies ganz bedeutend zum Reichtum der Musik gehört, hat kein geringerer bewiesen als Johann Sebastian Bach. Er selbst bearbeitete nicht nur seine eigenen Werke für verschiedene andere Besetzungen, sondern nahm auch die Musik anderer Komponisten „unter die Feder“. So ermöglichte er zum Beispiel die Aufführung des Concertos für vier Violinen und Orchester in a-Moll vonAntonio Vivaldi durch seine Transkription des Werkes mit vier Cembali und Orchester, BWV 1065. Diese Bearbeitung stiftet dem Werk vor allem im 2. Satz einen neuen Reiz: Vivaldi fügt hier einen Mittelteil ein, der aus gebrochenen Harmonien (Arpeggien) besteht. Bilden die Harmonien auf den Streichinstrumenten eine Art Klangwolke, so wirken sie auf Cembali ausgeführt eher wie ein präzises Uhrwerk, bei dem der Drehmoment von kleinen und großen Rädern in voller Harmonie abgestimmt ist. Das Original wird durch die Bearbeitung nicht korrigiert, sondern erhält eine neue Dimension. In der Toccata BWV 540 F-Dur für Orgel entwickelt J. S. Bach aus einer ausgelassenen Themenidee ein übermütiges "Perpetuum mobile". Diese durchgehende Textur aus Sechzehntelnoten bietet sich für die glasklare Realisierung auf dem Cembalo wunderbar an. Und umden großenAmbitus der Orgel mit ihren verschiedenen Bass- und Sopranregistern nachzuahmen, werden drei Instrumente verwendet, wobei die drei Cembalisten gleichzeitig in allen Lagen des Cembalos spielen. Die Orgeltriosonaten BWV 525-530 bestehen aus zwei Oberstimmen und einer Bassstimme. Die historischen Quellen weisen auf eine Ausführungsmöglichkeit primär auf der Orgel und sekundär auf einem „Pedalcembalo“ hin. Dies ist ein Cembalo, welches außer den zwei Manualen auch noch ein Bassregister besitzt, was - wie bei der Orgel - mit den Füßen bedient wird. Heutzutage sind Nachbauten von Pedalcembali eher eine Seltenheit. Die Orgeltriosonate in d-Moll BWV 527 hat einen sehr intimen Charakter und wird im h e u t i g e n Konzert auf zwei Cembali realisiert. Hatten wir es bei den Bearbeitungen der Bachschen Werke mit homogenen Instrumentengruppen zu tun, so erklingt bei u n s e r e r A u f f ü h - rung des "Fandango" von Antonio Soler gleich ein ganzes Tanzorchester: Denn im Fandango feuern Gesangsstimme, Violine, Gitarre und Kastagnetten gemeinsam die Tänzer an. Er gliedert sich in traditionell gesungene Teile in Moll und harmonisch kontrastierende Instrumentalteile. Diese verschiedenen Klangfarben realisiert Soler meisterhaft in seiner 490taktigen Komposition auf dem Cembalo solo. In unserer Transkription dieses Werkes für zwei Cembali und Begleitinstrumente wird aus dem einsamen Vergnügen des Fandangos Solers ein gemeinsamer Tanz auf Cembalotasten, der den Spielern nicht nur sehr viel Spaß bereitet, sondern auch die Explosionskraft dieser Komposition zu verstärken vermag. Im Jahre 1686 feierte Paris den Erfolg der auch als „Oper der Damen“ bezeichneten tragedie lyrique „Armide“ von Jean-Baptiste Lully. Der Cembalovirtuose und Komponist Jean-Henry d’Anglebert war bei der Opernproduktion anwesend und schrieb Arrangements von Lullys Kompositionen für Cembalo. Auf diese Weise entstand auch die „Passacaille d’Armide“, die heute zusammen mit dem Prelude in einer Bearbeitung für 5 Cembali gespielt wird. Domenico Scarlatti komponierte mehr als 500 Stücke für das Cembalo. Er soll die Sonaten größTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Berliner Cembalo Ensemble MAI2004 Samstag, 29. Mai 2004, 10.30 Uhr (Matinee) Reichssaal , Rathausplatz Im Tastenrausch – Barockmusik für zwei bis fünf Cembali aus Deutschland und Spanien Lora Kornejewa Mitzi Meyerson Natalie Pfeiffer Dan Tidhar Chia-hsuan Tsai 10 J.S. Bach Henri D’Anglebert

tenteils für seine begabte Schülerin undMäzenin, die portugiesische Prinzessin und spätere Königin von Spanien Maria Barbara aufgeschrieben haben. Ihr stand er fast durchgängig vom Jahre 1719 bis zu seinem Tode als Cembalist und Lehrer zur Seite. Viele seiner Sonaten improvisierte er in ihren Gemächern zur Unterhaltung der Gesellschaft und schrieb sie später auf Wunsch der Prinzessin nieder. Maria Barbara zeigte sich eines Tages mit den Möglichkeiten der herkömmlichen Cembali unzufrieden. Sie befragte Farinelli, den zu der Zeit am königlichen Hofe weilenden Sänger, ob es nicht ein Tasteninstrument mit größeren klanglichen Möglichkeiten als bei den ihr bekannten Cembali gäbe. Daraufhin überraschte Farinelli sie wenig später mit einem eigens für sie angefertigten neuen Tasteninstrument, was zehn unterschiedliche Register besaß. Bei der heutigenAufführung der Sonaten Scarlattis werden ebenfalls zehn Register, allerdings verteilt auf drei Instrumente und sechs Hände zur Verfügung stehen. © Natalie Pfeiffer TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 11 PROGRAMM JOHANNSEBASTIANBACH Toccata F-Dur (3 Cembali) BWV 540 (1685-1750) JOHANNSEBASTIANBACH Trio-Sonate d-Moll (2 Cembali) BWV 527 Andante – Adagio e dolce – Allegro PADREANTONIOSOLER Fandango d-Moll (3 Cembali) (1729-1783) PAUSE HENRI D ’ANGLEBERT aus den „Pièces de clavecin“ (1628-1691) Prélude und Passacaille d’Armide (5 Cembali) DOMENICOSCARLATTI Sonate Nr. 490, D-Dur (1685-1757) Nr. 491, D-Dur Nr. 492, D-Dur (3 Cembali) JOHANNSEBASTIANBACH Concerto in a-Moll (5 Cembali) BWV 1065 Allegro – Adagio – Allegro In der Pause des Konzerts können Sie bei schönemWetter auf dem Rathausplatz vor dem ReichssaalLa Bande des Hautbois du Royfür einen Moment live erleben. Mitzi Meyerson Berliner Cembalo Ensemble

Die einzelnen Musiker des New Yorker Lauten- und GitarrenensemblesVisceral Reaction sind dem Regensburger Publikum bestens bekannt, gastierten sie doch in den vergangenen 20 Jahren schon häufig mit den verschiedensten Gruppen bei den Tagen Alter Musik (u.a. Ex Umbris, Piffaro, Artek, Fortune’s Wheel, Pomerium, Bottom’s Dream). 2002 formierten sie sich zu einem festen Ensemble, um das reiche Repertoire des 16. und 17. Jahrhunderts für Lauten- und Gitarrenensemble aufzuführen. Je nach Bedarf werden die Arrangements durch Gesangsstimmen, Violine und Schlaginstrumente ergänzt. Dabei spielt die virtuose Ensemble-Improvisation eine herausragende Rolle. Im 17. Jahrhundert löste die Gitarre immer mehr Laute und Vihuela ab. Ensembles unterschiedlicher Gitarren, ergänzt durch Harfe, Geige und Sänger begleiteten Theateraufführungen, religiöse Feiern und weltliche Feste. Visceral Reaction gibt mit diesem Konzert seine Europapremiere. Zum Programm: Zupfinstrumentenensembles sind seit Jahrhunderten fest im Musikleben verankert. Auch heute noch sind sie für viele Arten traditionsgebundener Musik in der Alten wie der Neuen Welt von Bedeutung. In verschiedenen Formen, die vom portugiesischen Fado und den Tarantellas Kalabriens bis zu den kolumbianischen Cumbias und der BluegrassMusik der Appalachian Mountains reichen, haben Ensembles aus Mandolinen, Harfen, Fiedeln und Banjos Liebeslieder sowie zeremonielle Anlässe und Musik zum Tanzen begleitet. Obwohl es seit dem 16. und 17. Jahrhundert viele Beschreibungen und bildliche Darstellungen solcher Ensembles gibt, ist nur ein relativ kleiner Teil der diesem Ensembletyp gewidmeten Musik bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Ohne Zweifel kamen die professionellen Musiker, die solchen Gruppen angehörten, ohne Notenblätter aus, weil sie improvisieren und das volkstümliche Repertoire ihrer Zeit nach Gehör spielen konnten. Wenn man die vorhandenen Quellen mit Musik für Lautenensembles genauer betrachtet und die Bücher mit populärer Musik für Gitarre und Harfe heranzieht, kann man doch einigermaßen nachvollziehen, wie gemischte Ensembles dieses Typs zusammen gespielt haben mögen. Von der erhaltenen Musik für Lautenensemble scheinen die Arrangements von Pacoloni den Rahmen für ein Ensemblespiel zu bieten, indem Lauten verschiedener Größe idiomatische Verzierungen über Formen populärer Tanzmusik aufführen, manchmal anscheinend ohne Rücksicht darauf, welche Verzierungen die anderen Instrumente spielen. Die daraus entstehende Kakophonie ist ein schwungvolles Durcheinander von Zupftönen, das die überfüllten Tanzböden des 16. Jahrhunderts erfreut haben muss. Der Zupfklang kann auch auf das Vokalrepertoire angewendet werden und so den überschwänglichen Charme von Vihuelas und Lauten demonstrieren, der die privaten Gemächer manch eines Renaissanceprinzen geschmückt haben muss. Im 17. Jahrhundert gesellten sich Harfe und Gitarre zur höfischen Laute und Vihuela und brachten ihre Untertöne volkstümlicher Musik ein, wie man sie auf den Straßen und in den Theatern hörte. Besonders in Spanien waren Gitarre und Harfe überall zu hören und wurden nach Augenzeugenberichten in Zupfinstrumentenensembles zum Musizieren auf jedem Niveau eingesetzt, von den rauhen jácaras der Straßen und Kneipen bis zu den feinen Kunstliedern des Hofes. Die Lieder von José Marín sind mit sowohl Harfen- als auch Gitarrenbegleitung erhalten geblieben und bieten Hinweise darauf, wie diese Instrumente mit einander korrespondierten. Das Liederbuch von Briçeño bietet dabei eine verlockende Herausforderung für jeden an spanischer Popularmusik des 17. Jahrhunderts Interessierten. Er stellt Versionen offensichtlich populärer Lieder mit Freude und farbigen Texten vor und bietet Gitarrenakkorde zur Begleitung; aber die angegebenen Rhythmen sind mehrdeutig, und Melodien fehlen ganz. Indem man sie zu bekannten Melodien der Zeit aufführt, lassen sich einige seiner Lieder rekonstruieren, während man für andere die Melodien buchstäblich neu komponieren muss. Die sowohl in Spanien als auch in Süditalien populäre Tarantella ist in verschiedenen Spielarten in mehreren frühen Quellen erhalten, oft niedergeschrieben wegen ihrer wissenschaftlichen Kuriosität als Mittel gegen die vermeintlich durch den Biss der Tarantel herbeigeführte Übelkeit. Ihre magischen und rituellen Eigenschaften stellen ein passendes TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Visceral Reaction (New York) MAI2004 Samstag, 29. Mai 2004, 14.00 Uhr, Reichssaal , Rathausplatz „Cuerdas de Amor“ – Spanische und italienische Musik der Renaissance und des Barock für Lauten- und Gitarrenensemble 12 Visceral Reaction

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 13 PROGRAMM ROGRAM I. Tänze für Zupfinstrumenten-Ensemble JOHANNESPACOLONI Passamezzo commune (1564) Saltarello della Innamorato Passamezzo Mistro Rigo Saltarello Il Berdardum II. Spanische Hofmusik JUANPONCE Alegría alegría (instrumental) (ca. 1480-ca. 1521) JUANVASQUEZ De los alamos (instrumental) (ca. 1510-ca. 1560) VISCERALREACTION Conde claros (instrumental) (arr. nach Quellen des 16. Jh.) JUAN DELENCINA Tan buen ganadico (1468-1529) III. Kunstmusik des Goldenen Zeitalters JOSÉMARÍN Sepan todos que muero (ca.1620-1699) BARTOLOMEO DE Canzón 3 (instrumental) SELMA YSALAVERDE JOSÉMARÍN Coraçón que en prisión IV. Jácara VISCERALREACTION Carta de Escarramán á la Méndez (Text: Francisco de Quevedo) (arr. nach Quellen des 17. Jh.) V. Popularmusik des Goldenen Zeitalters SANTIAGO DEMURCIA Seguidillas Manchegas (Text: Trad.)(frühes 18. Jh.) SANTIAGO DEMURCIA Canarios (instrumental). LUIS DEBRIÇEÑO Folias: Venteçillo murmurador (frühes 17. Jh., rekonstruiert von Grant Herreid) GASPARSANZ Marizapolos (instrumental) (ca. 1650-ca. 1720) GASPARSANZ Folias Manchegas (instrumental) LUIS DEBRIÇEÑO Consideraciones y Preceptos de un (rekonstruiert von Casado Grant Herreid) VI. Tarantella DIEGOFERNÁNDEZ Tarantela DEHUETE (ca.1650- ca. 1704) SANTIAGO DEMURCIA Tarantela TRAD . ITALIEN Montanara/ Tarantella del Gargano ATHANASIUSKIRCHER Tarantella (veröffentlicht 1643) Antidotum Tarantulae GASPARSANZ Tarantela ANONYM Tarantela (Spanien ca. 1731) ATHANASIUSKIRCHER Modi Tarantelle ANONYM Tarantela II, III, V (Spanien ca. 1731) AUSFÜHRENDE VISCERALREACTION Grant Herreid Christa Patton Paul Shipper Daniel Swenberg Robert Mealy Lauten, Theorben, Cistern, Vihuelas, Gitarren, Harfe, Violine, Gesang und Schlaginstrumente Reichssaal Regensburg war seit den Karolingern bevorzugter Ort für die Abhaltung von Reichstagen. Im Mittelalter zählte man 45 Reichstage in Regensburg. 1541 war der Reichssaal Ort des berühmten Religionsgesprächs zwischen Melanchthon und Dr. Eck. Von den Reichstagen sind besonders der von 1623, bei dem Bayern die Kurwürde erhielt, und der von 1630, als Wallenstein von der Mehrheit der katholischen Fürsten abgesetzt wurde, zu nennen. Von 1663 bis 1806 war der Reichssaal Tagungsort des „Immerwährenden Reichstags“. Er ist als erstes deutsches Parlament anzusehen. Der um 1360 gebaute Reichssaal darf in seinen Dimensionen und seinem Alter für Deutschland als einzigartig gelten. Hervorzuheben ist die mächtige Holzdecke, an deren Unterseite man die Relieffigur des thronenden Petrus (des Stadtpatrons) erkennt. Vehikel dar für die beruhigenden, doch energischen Töne des Zupfensembles, ganz gleich, ob man Gitarren und Violinen von heute benutzt oder deren Vorläufer aus Renaissance und Barock. © Grant Herreid

Barockmusik spannend, farbig und auf musikalisch hohem Niveau darzubieten ist das Ziel desMain-Barockorchester Frankfurt . Dabei stehen Musikalität, Virtuosität und Spielfreude im Vordergrund der gemeinsamen Arbeit. Angestrebt wird eine an der historischen Aufführungspraxis orientierte, zeitgemäße und lebendige Interpretation, die Zuhörer wie Musiker anzurühren und in den Bann zu ziehen vermag. Das Repertoire des Orchesters reicht von der frühbarocken Instrumentalmusik Italiens bis hin zu ersten sinfonischen Werken der Frühklassik. Es umfasst neben der umfangreichen Orchesterliteratur ebenso die Aufführung von Kantaten, Passionen und Oratorien. Unter der musikalischen Leitung der Konzertmeister Marie Verweyen und Martin Jopp hat sich das 1998 gegründete Main-Barockorchester Frankfurt durch seine rege Konzerttätigkeit sein heutiges Ansehen erspielt. Regelmäßige Zusammenarbeit mit renommierten Vokal- und Instrumentalsolisten, Teilnahme an internationalen Festivals, Aufnahmen für CD und Rundfunk sowie eigene Konzertreihen in Frankfurt und Umgebung kennzeichnen die erfolgreiche Arbeit des Orchesters. Meike Güldenhaupt studierte Musikwissenschaften in Freiburg und Barockoboe in der Klasse von Katharina Arfken an der Schola Cantorum Basiliensis. Meisterkurse besuchte sie u.a. bei Alfredo Bernardini. Nach ihrem Diplom 2001 nahm Meike Güldenhaupt ein Aufbaustudium mit Schwerpunkt Klassische Oboe am Koninklijk Conservatorium Den Haag bei Ku Ebbinge auf. Sie konzertierte unter Dirigenten wie Thomas Hengelbrock, Philippe Herreweghe und Andrew Parrott. Meike Güldenhaupt wirkt in Ensembles wie L’Arpa Festante München, Balthasar-Neumann-Ensemble, Capriccio Basel, Freiburger Barockorchester, Main-Barockorchester Frankfurt und der Wiener Akademie für Alte Musik mit. Konzertreisen führten sie durch Europa, in die USA und Kanada. Martin Jopp erhielt seinen ersten Violinunterricht bei Susanne Hecklinger in Tübingen. Von 1991 bis 1997 studierte er Violine bei Werner Keltsch an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart. Seit 1992 beschäftigt er sich intensiv mit der Barockvioline. Er besuchte Kurse bei Ingrid Seifert, Michi Gaigg und Reinhard Goebel; ein Studium der Barockvioline in der Solistenklasse bei Gottfried von der Goltz an der Musikhochschule Würzburg schloss er mit demMeisterklassendiplom ab. Seit 1992 ist Martin Jopp Konzertmeister von „ensemble 1800“, seit 1996 Konzertmeister der Freien Kammersinfonie Baden-Württemberg. Darüber hinaus spielt er regelmäßig beim Barockorchester L’Orfeo und als erster Geiger beim Barockensemble „La Bergamasca“. Seit 1999 ist er Mitglied im Main-Barockorchester Frankfurt, in welchem er auch Aufgaben als Konzertmeister und Solist übernimmt. Christian Leitherer gehört zu den wenigen europäischen Spezialisten für historisches Klarinettenspiel. Er erhielt seine Ausbildung für Klarinette bei Pierre-Andre Taillard an der Schola Cantorum Basiliensis, die er 1997 mit Diplom abschloss. Sein besonderer Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Repertoire und der Spieltechnik der barocken Clarinetten und dem Chalumeau. Diese unterrichtet er regelmäßig in Kursen und Seminaren. Christian Leitherer arbeitet in vielen nationalen und internationalen Formationen, unter anderem dem Barockorchester Stuttgart, La Cetra und Capriccio Basel, Akademie für Alte Musik Berlin und der Capella Coloniensis. Als Kammermusiker gastierte er in vielen europäischen Ländern auf Festivals wie dem Prager Frühling, dem Rheingau Musikfestival, dem TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Main-Barockorchester Frankfurt MAI2004 Samstag, 29. Mai 2004, 16.00 Uhr Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße „Leipziger Allerlei“ – Ouverturen, Konzerte und Sinfonien von G. Ph. Telemann und J. F. Fasch Martin Jopp, Violine Meike Güldenhaupt, Oboe Christian Leitherer, Chalumeau, Barockklarinette 14 Main-Barockorchester Frankfurt

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