Tage Alter Musik – Programmheft 2006

Christina, Königin von Schweden (16441654), war eine der ungewöhnlichsten und selbstbewusstesten Frauen des 17. Jahrhunderts. Im Alter von 28 Jahren dankte sie ab, um zum Entsetzen ihrer Nation katholisch zu werden. Ihre Reise zur Firmung nach Rom, kurz nach dem 30-jährigen Krieg, bildet den Rahmen für ein szenisches Programm mit Schauspiel und Tanz. Susanne Rydén ist eine der prominentesten Sopranistinnen der Alte-Musik-Szene und war schon mehrmals bei den Tagen Alter Musik in Regensburg zu Gast. Sie zeichnet auch verantwortlich für die Idee und das Manuskript von „Christinas Reise“ . Hans Nilsson ist Solotänzer an der Königlichen Oper in Stockholm. Der Schauspieler Björn Granath ist seit 1987 am Dramatischen Theater in Stockholm engagiert. Die Regisseurin und Choreographin Susanne Jaresandist Professorin an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm. DasStockholm Baroque Ensemble rekrutiert sich aus Mitgliedern des Stockholm Baroque Orchestra, das 1998 gegründet wurde. Es zählt zu den führenden Barockorchestern Schwedens und hat in Stockholm unter seiner künstlerischen LeiterinMaria Lindal eine eigene Konzertreihe etabliert. Christinas Reise – Eine Reise mit Christina Erwartung, Neugier, Flucht, Unruhe, Abenteuerlust, das Gefühl, etwas verloren zu haben - man kann davon ausgehen, dass alle diese Gefühle Königin Christina durchströmten, als sie ihre lange Reise durch Europa antrat. Wie würde sich ihr Leben gestalten? Wie würde sie in der neuen Heimat empfangen werden? Hatte sie den richtigen Beschluss gefasst? Liebes Publikum, heute Abend bitten wir Sie, uns und Königin Christina ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Ausgangspunkt und Inspiration für die Entstehung dieser Vorstellung war die Musik, die Christina mit ihrer ganzen Palette von Kontrasten und Ausdrucksmitteln des Barock umgab. Kurze Einblicke in das Leben der Königin nach ihrer Abdankung gewähren Tagebucheintragungen, Schilderungen von Augenzeugen und ihr Briefwechsel. Auf der Suche nach der Persönlichkeit Christinas fanden wir eine in neuen Bahnen denkende und moderne Frau. Deshalb wählten wir eine moderne Choreographie, welche die ganze Vorstellung durchläuft und sie in unsere Gegenwart stellt. Wir schildern Episoden in Christinas Leben, erahnen Personen in ihrer Nähe, aber eine Antwort auf die Frage, wer Christina war, können und wollen wir nicht geben. Wir wollen vielmehr Ihre Neugier wecken und Anregung zu eigenen Gedanken und Schlussfolgerungen geben. Christina und die Musik Mit Königin Christina zu reisen bedeutet eine Reihe faszinierender Begegnungen, nicht zuletzt musikalischer Art. Ihr ganzes Leben gehörte Christina dank ihres Kunstverständnisses und ihrer kosmopolitischen Interessen zu den wichtigsten Mäzenaten der Kultur. In ihrer kurzen Zeit als Regentin Schwedens brachte sie Europas blühendes kulturelles Leben ihrem Heimatland näher. Unser Konzert konzentriert sich auf die italienische Musik, beginnend in Schweden um die Zeit von Christinas Abdankung im Juni 1654, um ihr dann auf dem Weg von Uppsala nach Rom, ihrer neuen Wahlheimat, zu folgen. Auf eine Einladung der Königin kam in November 1652 eine Gruppe italienischer Musiker unter Leitung von Alessandro Cecconi nach Stockholm. Viele von ihnen kehrten nach einiger Zeit in ihre Heimat zurück, aber Cecconi und der Kapellmeister Vincenzo Albrici blieben in Schweden, bis Christina das Land verließ. Aus Anlass ihrer Abdankung vertonte Albrici erstmals das Gebet „Vater unser“ in schwedischer Sprache für Chor und Instrumente. In Uppsala ist auch Instrumentalmusik bewahrt, u.a. die Sinfonia à due. Vor der Ankunft der Italiener in Schweden befand sich Georg Weber mit seiner Laute am Hof Christinas. Einfache, geistliche Lieder in deutscher Sprache wurden der Königin vorgetragen. Ihre Innerlichkeit und ihr frommer Charakter spiegelten vielleicht ihre religiösen Gedanken. Die Lieder weisen Spuren der italienischen Monodie, d. h. Gesang begleitet vom Generalbass, auf, in der der Text eine wichtige Rolle spielte und die in Europa großen Erfolg hatte. Noch deutlicher erleben wir diesen Stil in einer Reihe von Liedern, die Alessandro Cecconi in einer Sammlung zusammenstellte und die heute in der Königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt ist. Die meisten Kompositionen sind anonym, hier findet man aber auch Carissimis bekanntes Lied „Vittoria, mio core“ sowie Lieder von Marc Antonio Pasqualini. Die letzte Seite in TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006 12 Stockholm Baroque Ensemble & Susanne Rydén Stockholm Baroque Ensemble Samstag, 3. Juni 2006, 16.00 Uhr Minoritenkirche , Dachauplatz Hans Nilsson, Tanz Björn Granath, Sprecher Susanne Jaresand, Choreographie und Regie Charles Koroly, Christinas Kostüm Leitung und Violine: Maria Lindal Christinas Reise von Stockhom nach Rom Susanne Rydén, Sopran (Schweden) Königin Christina von Schweden

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