Tage Alter Musik – Programmheft 2006

im Jahr 1989 ist er ein vielgefragter Interpret der jüngeren Generation von Komponisten chinesischer Herkunft, u.a. Tan Dun, Qu Xiaosong, Guo Wenjing, Zhang Xiaofu und Mo Wuping. Er arbeitet mit XVIII-21 Musique des Lumières seit dem Beginn ihrer Forschungen im chinesischen Barock, wobei er sein breites Wissen chinesischer Kunst und Literatur beisteuert. Christophe Laportegewann einen Preis beim 6. Internationalen Opernpreis von Marseille, wirkt als Interpret vor allem eines barocken Repertoires unter Dirgenten wie René Jacobs ( L’ Orfeo von Monteverdi), William Christie ( Il ritorno d’ Ulisse in patriavon Monteverdi), Stephen Stubbs (inGiulio Cesarevon Händel), Ton Koopman (als Solist in der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach). Er gibt auch viele Soloabende und arbeitet mit den Ensembles Akadêmia, Le Concert Spirituel und A Sei Voci zusammen. Zum Programm: Was machen Sie, wenn Sie ein christlicher Missionar sind, der vor dreihundert Jahren in Peking ankommt – nach einer gefahrvollen Reise über die Weltmeere –, und Sie müssen nun die Musik für eine religiöse Feierlichkeit einrichten? Stellen Sie sich Folgendes vor: Es gibt ein paar eigenartige Notenbände in der Bibliothek. Einige von den Neophyten, wie kürzlich konvertierte Chinesen damals genannt wurden, sind Musiker, aber sie kennen natürlich nur chinesische Musik. Ein paar Eunuchen vom Herrscherhof haben zwar euopäische Lieder gelernt – nicht ohne gewisse Schwierigkeiten –, sind aber nicht konvertiert. Einige der anderen Missionare sind auf einem Instrument oder im Gesang mehr oder weniger geübt. In der Kirche wurde vor kurzem eine Orgel nach den Vorlagen in Athanasius Kirchers Traktat gebaut. Aber all dies kann keine echte „Cappella“ ersetzen, die aus guten Sängern besteht, die die Liturgie wie ihre Westentaschen kennen. Dennoch ist es notwendig, eine wirkungsvolle und harmonische Musik zu erzeugen, die die Chinesen begeistert. Drei Jahrhunderte später können wir nur ein paar schwache Spuren jener musikalisch gemischten Zeremonien in den alten Kirchen Pekings finden. Einige Beschreibungen haben überlebt, chinesische und europäische, die sich aber mehr mit den kostbaren Kostümen als mit der Musik beschäftigen. Diese Beschreibungen ermöglichen es uns jedoch, die Anzahl der Musiker abzuschätzen, und geben Rückschlüsse auf das Instrumentarium, vor allem die Trommeln und Flöten. Es gibt immer noch eine große Zahl religiöser Texte, die ins Chinesische übertragen worden sind, wie dasMagnificat oder das Ave maris stella, aber die dazugehörige Musik ist in anderen Sammlungen aufbewahrt ohne Hinweis auf die Texte, zu denen sie gehört. Glücklicherweise besitzen wir ein kostbares, extrem detailliertes Inventar der Bibliothek, das darüber Auskunft gibt, wann welcher Band eingetroffen ist. Die Bücher selbst sind verschwunden oder in einer chinesischen Bibliothek versteckt. Zu dieser Zeit sandten Missionare Kopien von ausgewählten Noten an europäische Sammler, die als Gegenleistung für Information über China (für ihr Kuriositätenkabinett) die Missionsarbeit unterstützten. Matteo Ricci Matteo Ricci wurde 1552 in Macerata geboren. Er erhielt Unterricht in Theologie, Literatur und Naturwissenschaft, zuerst in seiner Heimatstadt, dann am Jesuitenkolleg in Rom. Danach schiffte er sich in Richtung Orient ein, wo er seine Mission des Evangeliums vollenden wollte. Nach fünf Jahren in Indien erreichte er 1582 Macao und 1598 Peking. Dort starb er 1610. Er war der erste nach den mittelalterlichen Reisenden, der so weit in den Osten vorgestoßen ist. So wurde er zu einer Schlüsselfigur in den Beziehungen zwischen China und dem Westen. Am 24. Januar 1601, im Rahmen seiner zweiten Reise, konnte Ricci dem Kaiser u. a. ein Musikinstrument schenken, beschrieben in den verschiedenen Sprachen als «Manicordio», «Clavicembal» oder «epinette» oder im Chinesischen «yaqin» oder «xiqin». Er war sich ohne Zweifel des Wertes bewusst, den die chinesischen Gebildeten der Musik einräumten, und plante, davon Gebrauch zu machen, um in ihre Gesellschaft aufgenommen zu werden. Dies war der Beginn einer Präsenz europäischer Musik in Peking, die für zwei Jahrhunderte andauern, wachsen und am Ende des 18. Jahrhunderts mit einer Aufführung einer Oper von Piccinni vor dem Kaiser einen Höhepunkt finden sollte. Einer von Riccis Begleitern, der italienische Musiker Lazzaro Cattaneo, lebte zu dieser Zeit in Nanking. Als Ricci am 19 Mai 1600 Nanking in Richtung Peking verließ, begleitete ihn ein spanischer Priester, Diego Pantoja, der seinen viermonatigen Aufenthalt in Nanking nutzte, indem er Musikunterricht bei Cattaneo nahm. In Peking fragten nun im Februar 1601 vier Eunuchen, zwei alte und zwei junge, die Jesuitenpatres, ob sie nicht auf dem Instrument, das dem Kaiser geschenkt worden war unterwiesen werden könnten. Ricci und Pantoja selbst gingen zum Palast , wo ihnen ein Raum bereitgestellt wurde, und einen Monat später konnten die Eunuchen eine «sonata del manicordio» spielen, wenn auch mit Mühe. Dies war wohl das erste Mal, dass Chinesen europäische Musik gespielt haben. Als Teil seiner Werke, welche die Chinesen mit dem Christentum vertraut machen sollten, schrieb Ricci «acht Gesänge mit Cembalo» (Xiqin qu yi) auf Chinesisch, die sehr erfolgreich waren. Ihre Musik war vermutlich Stücken einer Sammlung von römischen Laudi und magrigali spirituali entnommen, die unter den TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 17 Teodorico Pedrini St.-OswaldKirche Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“wurde von Friedrich Auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom reichen Patriziergeschlecht der Auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. Oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, besonders aber der Kreuzfahrer, geweiht und steht an der Einmündung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehemaligen Graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog Arnulf von Baiern errichtet). Hier waren Gerber ansässig, die das feine, weiße Leder herstellten. 1553 wurde St. Oswald vom Rat der Stadt an die protestantische Kirche übergeben, 1708 barockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilderpredigt“ an Decke und Emporen: „Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockorgeln Bayerns. Die letzte Restaurierung von Kirche und Orgel, bei der die Orgelmodernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen. Pipa Sheng

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