Tage Alter Musik – Programmheft 2010

Mit dem BarockensembleMusica ad Rhenum gastiert eines der gefragtesten und renommiertesten Originalklangensembles der internationalen Alte-Musik-Szene in Regensburg. Es wurde 1992 vom amerikanischen Traversflötisten Jed Wentzgegründet und hat sich mit über 40 CD-Produktionen und einer sehr regen Konzerttätigkeit weltweit einen ausgezeichneten Ruf erworben. Aus dem Studium und Vergleich unterschiedlichster Quellen des 17. und 18. Jahrhunderts entstand für die Musiker ein eigenes Bild barocker Aufführungspraxis, in dem von Anfang an etwa die Frage der angemessenen Tempi eine besondere Rolle gespielt hat. Die virtuose, vitale und unkonventionelle Spielweise des fünfköpfigen Ensembles ruft immer großes Erstaunen beim Publikum hervor. „Manche, vermeintlich wohlbekannte, Werke werden durch den innovativen Interpretationsansatz ganz neu entdeckt“ So heißt es in einer CD-Besprechung über die differenzierte und mitreißende Interpretation der 2008 erschienenen Gesamteinspielung der Telemannschen „Pariser Quartette“ durch das Ensemble Musica ad Rhenum. Der Amerikaner Jed Wentz, der heute in Holland lebt, studierte zunächst bei Walter Mayhall in Youngstown, Ohio, und setzte seine Studien bei James Walker in Pittsburgh, Pennsylvania, fort. Am Oberlin Conservatory of Music studierte er moderne und historische Flöte bei Robert Willoughby und bei Barthold Kuijken in Den Haag. Nach Jahren als Flötist bei Musica Antiqua Köln, Les Musiciens du Louvre, Capriccio Stravagante Paris und dem Gabrieli Consort gründete er 1992 mit Musica ad Rhenum sein eigenes Barockensemble. Jed Wentz unterrichtet am Sweelinck-Konservatorium Amsterdam und gab Meisterkurse in Spanien und den USA in so bekannten Instituten wie dem Curtis Institute, dem Oberlin Conservatory, der Royal Academy of Music in London und am Nationalkonservatorium von Lyon. Unter Reinhard Goebel, Paul McCreesh u. a. nahm er als Solist einige CDs auf, für die er glänzende Kritiken erntete. Mit Musica ad Rhenum hat er neben der Kammermusik des 18. Jahrhunderts auch geistliche Musik, Bühnenmusik und fünf enthusiastisch aufgenommene Mozartopern eingespielt. Zum Programm: Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und François Couperin waren alle berühmte Komponisten ihrer Zeit, deren Ruhm den ihres Zeitgenossen J. S. Bach weit übertraf; aber heute hat unsere Wertschätzung für Bachs außerordentliches Talent und seinen Stil ihren Ruhm verblassen lassen. Sie scheinen geringere Talente zu sein, kleinere Sterne, deren Licht überstrahlt wird von dem der blendenden Sonne Johann Sebastian Bachs. Diese geläufige Einschätzung ihrer Verdienste sagt uns viel, nicht über sie, sondern über uns selbst und unsere eigenen Geschmacksstandards; das Hören von Telemann und Couperin kann uns die musikalischen Schönheiten bewusst machen, die von einer früheren Zeit geschätzt wurden, während Händels Genie neben dem Bachs bestehen kann. Was hörten also die Zeitgenossen in der Musik dieser vermeintlich weniger brillanten Komponisten? Im Falle von Telemann und Couperin waren es Anmut, Charme und vor allem Witz; dies waren Qualitäten, die von der Oberschicht im 18. Jahrhundert genossen wurden. Aber es ist in Telemanns und auch in Couperins Musik mehr als nur leichtes modisches Amusement. Beide Komponisten zeigten in ihren Werken wirkliche Gefühlstiefe und außergewöhnliche musiktheoretische Kenntnisse. Das heutige Programm bietet eine Kostprobe all dieser Qualitäten, die sie Lebzeiten so populär machten und die auch heute noch die Aufführung ihrer Musik zu einer Freude werden lassen. Die beidenSuiten en quatourvonG. Ph. Telemann wurden für Paris geschrieben und dort kurz vor der Ankunft Telemanns an der Seine veröffentlicht. Sie wurden in Paris von den damals besten Musikern aufgeführt und riefen eine Sensation hervor. Telemann war Deutscher, aber er konnte perfekt im französischen Stil komponieren; in der Tat glaubten einige Zeitgenossen, er könne französische Musik besser komponieren als die Franzosen selbst! Obwohl die beiden Suiten sich strukturell ähneln (beide enthalten ein PräludiTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Musica ad Rhenum (Niederlande) MAI2010 Montag, 24. Mai 2010, 16.00 Uhr, Reichssaal, Rathausplatz G. Ph. Telemann: Pariser Quartette Kammermusikwerke von G. F. Händel, F. Couperin und M. Blavet 42 Musica ad Rhenum

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=