Tage Alter Musik – Programmheft 2006

Juni 2006 Preis: 4,00 € Musik vomMittelalter bis zur Romantik 2.-5. Juni 2006

3 Vorwort 900 Jahre Musikgeschichte Liebe Musikfreunde, die TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG finden in diesem Jahr zum 22. Mal statt und wir freuen uns, Ihnen in den vier Tagen des Festivals ca. 900 Jahre klingende Musikgeschichte präsentieren zu dürfen. Hervorragende internationale Orchester, Ensembles und Solisten der Alten Musik versprechen höchst interessante Interpretationen und Begegnungen mit Musik vom Mittelalter bis zur Romantik. Wir möchten an dieser Stelle allen Förderern und Unterstützern des Festivals danken, ohne deren Hilfe die TAGE ALTER MUSIK nicht möglich wären. Besonders wollen wir an dieser Stelle der SPARKASSE REGENSBURG danken, dem offiziellen Hauptsponsor des Festivals. Nicht zuletzt gilt unser Dank auch allen langjährigen treuen Musikfreunden, die alljährlich in großer Zahl das Festival besuchen. Wir begrüßen alle Freunde der Alten Musik in Regensburg und wünschen erlebnisreiche Tage. Ihr Tage Alter Musik-Team Ludwig Hartmann, Stephan Schmid, Paul Holzgartner Grußwort Musikliebhaber aus aller Welt begeisternd Am Pfingstwochenende steht Regensburg ganz im Zeichen der Alten Musik. Die Tage Alter Musik laden zum 22. Mal zu einer musikalischen Entdeckungsreise nach Regensburg ein. Es verwundert nicht, dass sie sich in der Menge der vorhandenen Festivals mit einem eigenen Profil und mit großem Erfolg behauptet haben. Sie sind Tradition, lebendige Tradition und das nicht nur für die Regensburger. Immer wieder fasziniert das Potential, das aus der Begegnung der Musiker in den historischen Stätten erwächst: Klang und Raum verschmelzen bei den Konzerten in den prächtigen historischen Räumen zu einem harmonischen Gesamterlebnis. Regensburg bietet dem Festival den idealen Schauplatz mit seinen vielen historischen Räumen, Sälen wie Kirchen, die als Spielstätten eine wunderbare Kulisse bieten. Das weit über die Grenzen Regensburgs hinaus bekannte Festival begeistert Musikliebhaber aus der ganzen Welt. Auch in diesem Jahr haben die Veranstalter eine Vielzahl interessanter und qualitativ hochwertiger Konzerte ausgewählt. Das Festival präsentiert in 14 Konzerten Werke aus Mittelalter, Renaissance, Barock und Klassik bis zur Frühromantik in authentischer Aufführungspraxis. Für höchste künstlerische Qualität sorgen berühmte Namen und renommierte Ensembles, aber auch viel versprechende Nachwuchskünstler. Im Rahmen der Tage Alter Musik findet begleitend zu den Konzerten im Salzstadel an der Steinernen Brücke eine große Ausstellung mit Nachbauten historischer Instrumente, Fachliteratur und Tonträgern statt. Auch hier kommen die Aussteller aus ganz Europa. Wir dürfen uns auf ein ambitioniertes, abwechslungsreiches und künstlerisch hochwertiges Konzertwochenende freuen. Ich wünsche den Tagen Alter Musik Regensburg ein erfolgreiches Festival und dem Publikum unvergessliche Stunden in den historischen Räumen der Stadt Regensburg. Hans Schaidinger Oberbürgermeister der Stadt Regensburg Grußwort Besonderer Fixpunkt im musikalischen Jahreskalender Die Tage Alter Musik, die heuer zwischen dem 2. und 5. Juni nunmehr zum 22. Mal in Regensburg stattfinden können, haben sich mehr und mehr zu einem besonderen Fixpunkt immusikalischen Jahreskalender entwickelt, der weit über Regensburg und Bayern hinaus Beachtung findet. Auch 2006 kommen in den großartigen Kirchen wie auch im Reichssaal und dem Salzstadel wiederum international hoch renommierte Ensembles der Alten Musik aus vielen europäischen Ländern und den USA in Regensburg zusammen, um hier am Pfingstwochenende die zahlreichen Musikfreunde aus Nah und Fern mit einem bunten und reizvollen Programm der Extraklasse zu erfreuen. Da kann das Publikum sich dann beispielsweise in das China des 17. Jahrhunderts versetzt fühlen oder die ungewöhnliche Reise der Königin Christina von Schweden (1644 - 1654) von Stockholm nach Rom musikalisch nachvollziehen. Auch bei den auftretenden Ensembles wird es zahlreiche Neuentdeckungen geben. Bei den insgesamt 14 Konzerten wird also wieder viel Aufregendes zu erleben sein. DemMacher-Team danke ich für sein großes Engagement und wünsche allen Mitwirkenden wie Besuchern festlich-heitere Tage im Zeichen der Alten Musik in Regensburg. Dr. Thomas Goppel Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006

Mit einem hochromantischen, symphonischen Programm eröffnet das von dem belgischen Pianisten und Dirigenten Jos van Immerseel 1989 gegründete, 60 Musiker umfassende ProjektorchesterAnima Eterna das diesjährige Festival in Regensburg. Seine Interpretationen des durch institutionalisierte Symphonieorchester noch immer allzu gefühlsselig, bombastisch verstandenen Standardrepertoires des 19. Jahrhunderts versprechen eine radikale Neudeutung. Solist in Edvard Griegs a-Moll Klavierkonzert ist der niederländische Pianist Rian de Waal , der seit seinem Erfolg beim renommierten Klavierwettbewerb „Queen Elisabeth“ in Brüssel weltweit ein gefragter Solist ist. Griegs Klavierkonzert spielt er auf einem originalen Bechstein-Flügel aus dem Jahr 1870. Jos van Immerseel undAnima Eterna erhielten zahlreiche Kritikerpreise. Die Einspielung von Orchesterwerken Franz Liszts erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik 2/2005. In den Kritiken hieß es: „Jos van Immerseel präsentiert hier einen so plastischen und furiosen Liszt-Sound, dass einem die Ohren auf- und übergehen.“ Und überRian de Waals Interpretation des Lisztschen Totentanz war zu lesen: „Den Vogel aber schießt der Tastenvirtuose Rian de Waal mit dem wahrhaft diabolischen Totentanz auf einem voluminösen Érard-Flügel von 1886 ab – im finalen Pauken- und Glocken-Gewitter tut sich tatsächlich das Tor zur Hölle auf.” Immerseels Aufnahme mit Polkas, Walzern und Ouvertüren von Johann Strauss kam im August 2005 unter die Top Ten klassischer Aufnahmen des englischen Fachblattes Gramophone. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Anima Eterna (Belgien) JUNI2006 Symphonische Musik der Romantik auf historischen Instrumenten 4 Jos van Immerseel und sein Orchester Anima Eterna im Jahr 2004 in der Dreieinigkeitskirche Foto: Hanno Meier Freitag, 2. Juni 2006, 20.00 Uhr Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße Rian de Waal , Fortepiano (Bechstein 1870. aus der Sammlung Jos van Immerseel) Leitung: Jos van Immerseel

Zum Programm: Der Begriff „Symphonische Dichtung“ als Bezeichnung für ein Orchesterwerk, das einen außermusikalischen Inhalt, ein „Programm“ hat, geht vermutlich auf Franz Liszt und seinen Kreis zurück. 1857 schrieb Richard Wagner in dem Aufsatz „Über Franz Liszts symphonische Dichtungen“: „Unwillkürlich kam mir nach Anhörung eines der neuen Lisztschen Orchesterwerke eine freundliche Verwunderung über die glückliche Bezeichnung desselben als „symphonische Dichtung“ an.“ Die im heutigen Konzert zu Beginn erklingende symphonische Dichtung „Les Préludes“ folgt einem poetischen Programm, das Franz Liszt diesem Werk nachträglich beigab. „Les Préludes“ ist der Titel eines Gedichts von Alphonse de Lamartine. Er stammt aus der Sammlung „Nouvelles méditations poétiques“ von 1823. Als die Tondichtung 1854 in Weimar uraufgeführt wurde, vermerkte Liszt auf dem Programmzettel: „nach Lamartine“. Er war mit dem Dichter und Politiker befreundet, hatte ihn oft auf seinem Schloss Saint Point in Burgund besucht und verehrte ihn sehr. Das musikalische Material der „Préludes“ entstammt einem früheren Werk: der Ouvertüre zu der 1844 begonnenen Kantate „Les Quatre Éléments“ nach Joseph Autran, einem Dichter aus Marseille. Liszt dachte also erst nach Vollendung der Symphonischen Dichtung daran, ihr die poetische Idee des Lamartineschen Gedichts zu unterlegen, die er im ersten Satz des Programms folgendermaßen zusammenfasste: „Ist unser Leben etwas anderes als eine Reihe von Vorspielen zu jenem unbekannten Lied, dessen ersten, feierlichen Ton der Tod anstimmt?“ Das Werk besteht aus folgenden Teilen: Das Glück des Lebens – Die Stürme des Lebens – Ländliches Idyll – Kampf und Sieg Der NorwegerEdvard Griegund der eine Generation jüngere Finne Jean Sibelius führten die nordische Musik der Romantik bzw. Spätromantik zur höchsten Blüte. Grieg widmete sein Hauptschaffen romantischen Miniaturen für Klavier oder Orchester, Liedern und Kammermusik. Den großen Formen (Sinfonien, Konzerte, Opern etc.) ging er aus dem Weg. Eine Ausnahme bildet sein bekanntes Klavierkonzert. Grieg wurde 1843 in Bergen (Norwegen) geboren und starb daselbst 1907. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Deutschland (Leipzig) und Dänemark, wo der damals führende Komponist Niels Gade sein Lehrer war. Auf Vermittlung von Franz Liszt erhielt er ein Stipendium für eine Reise nach Rom. Dort traf er mit dem berühmten Klaviervirtuosen und Komponisten zusammen und zeigte ihm sein Klavierkonzert. Zurück in Norwegen wurde er bald bekannt durch seine Kompositionen. Die letzten Jahrzehnte konnte er dank einer königlichen Pension ungestört seinem Schaffen widmen. Zusammen mit seiner Frau, einer guten Sopranistin, für die er viele Lieder schrieb, lebte er auf dem schönen Landsitz Troldhaugen in der Nähe von Bergen direkt am Meer. Dort finden heute noch jährlich Grieg-Festivals statt. Das 1868 im jugendlichen Alter von 25 Jahren entstandene a-Moll Klavierkonzert wurde eines seiner populärsten und begründete seinen frühen Ruhm. Franz Liszt, dem er es 1870 in Rom zeigte, war begeistert und spielte es vom Blatt! Grieg schrieb damals seinen Eltern: „Im Adagio und noch mehr im Finale kulminierte sowohl sein Vortrag wie sein Beifall. Zuletzt sagte er mit einer seltsamen, innigen Betonung, indem er mir mein Werk wiedergab: „Fahren Sie fort, ich sage Ihnen, Sie haben das Zeug dazu, und - lassen Sie sich nicht abschrecken.“ Blendender, vollgriffiger Klaviersatz, die überaus farbige Instrumentation und die darin verflochtene Anlehnung an die schwermütigen skandinavischen Volksweisen verleihen dem Werk einen eigenen Reiz und außergewöhnlichen Glanz. Der erste Satz beginnt effektvoll nach einem anschwellenden Paukenwirbel in TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 5 Franz Liszt Edvard Grieg

einer kraftvollen Folge abstürzender Klavierakkorde. Nach dieser packenden Einleitung folgen prägnante, echt Grieg’sche Themen. Höhepunkt aber ist die überaus brillante Kadenz. Nach dem langsamen, innigen Satz mit der schönen Volksmelodie und dem duftigen Klaviersatz ist das unmittelbar anschließende Finale erfüllt von eigenartig gefärbten, elektrisierenden Rhythmen. Das idyllische zweite Thema wird zum Schluss machtvoll ausgebaut im Glanze des vollen Orchesters, als großartige Apotheose, prunkvoll umrauscht vom Soloinstrument. „Ohne Musik wäre ich bestimmt verrückt geworden. Für den im Dunklen herumtastenden Menschen ist die Musik sicherlich das allerschönste himmlische Geschenk (...) Wir wollen ihr deshalb unser sterbliches Leben widmen, so lange es geht.“ Die WortePeter Tschaikowskysweisen auf die enge Beziehung hin, die zwischen seinem persönlichen Gefühlsleben und seiner Musik bestand. Das gilt ganz besonders für seine vierte Symphonie, an der er in einer sehr turbulenten und unglücklichen Periode seines Lebens (Winter 1876 - Winter 1877) arbeitete. Der russische Musikwissenschaftler und Biograph André Lischke schrieb darüber: „Die Vierte bringt eine Art von Ästhetik zum Ausdruck, die sehr gut die menschliche und die musikalische Persönlichkeit Tschaikowskys kennzeichnet, der - gequält vom Schicksal und Menschenfeind aus Verlegenheit - sich in das unergründliche Universum seiner inneren Welt zurückzieht, wo er Aneinanderreihungen imaginärer Ereignisse erstellt, sie theoretisiert und mit einer musikalischen Inszenierung versieht ...“ Tschaikowsky war mit Kommentaren zu seinen Arbeiten sehr zurückhaltend. Er sehnte sich danach, in seiner Musik genau das auszudrücken, wofür Worte nicht mehr ausreichen. Nach langem Drängen seiner Verehrerin und Mäzenin Nadezjda von Meck (1831-1894) machte der Komponist eine Ausnahme und beschrieb für sie in einem außergewöhnlichen Brief das Programm der Symphonie Nr. 4 in f-Moll, die er ihr gewidmet hatte. Der Brief trägt das Datum vom 17. Februar 1878. „Du fragst mich, ob mir beim Komponieren dieser Symphonie ein bestimmtes Ziel vor Augen schwebte. Diese Art von Fragen zu meinen symphonischen Arbeiten beantworte ich meistens mit den Worten: überhaupt nichts, aber eigentlich ist diese Frage sehr schwer zu beantworten. Unsere Symphonie enthält eine Botschaft. Das bedeutet, dass es möglich ist, den Inhalt in Worten zum Ausdruck zu bringen, und ich werde dir, als einziger, erzählen, was das ganze Werk bedeutet und was die einzelnen Teile beinhalten. Natürlich kann ich das nur in großen Zügen verdeutlichen. Die Einleitung ist der Kern, das Basiskonzept des gesamten Werkes. Dabei handelt es sich um das Schicksal, die unentrinnbare Macht, die unser Streben nach Glück enttäuscht, bevor wir unser Ziel erreicht haben, und die mit eifersüchtigen Augen darüber wacht, dass unser Friede und unser Glück nicht zu vollkommen und sonnig werden. Es ist eine Macht, die uns, wie das Schwert von Damokles, fortwährend über dem Kopf schwebt und die Seele immerzu bitter stimmt. Man kann ihr nicht entkommen und sie auch nie besiegen. Man kann nichts anderes tun, als sich ihr zu unterwerfen und sich leise zu beklagen. Das Gefühl der totalen Verzweiflung wird immer stärker und eindringlicher. Kann man sich da nicht besser von der Wirklichkeit abwenden und sich den Träumen hingeben? Oh, wie herrlich, ich versinke in einem süßen, sanften Traum. Eine helle, friedliche Erscheinung führt mich weiter. Wunderbar! Wie weit entfernt klingt jetzt das Thema des ersten Allegro. Immer weiter verliert sich die Seele in den Träumen. Finsternis und Verdruss sind von ihr gewichen. Das ist das Glück! Aber es ist nur ein Traum und mit grausamer Kraft weckt uns das Schicksal. Im ganzen Leben wechseln grimmige Wahrheit und flüchtige Träume vom Glück einander ab. Es gibt keinen Himmel. Wir werden von den Wellen mitgerissen, hierhin und dorthin, bis das Meer uns verschlingt. Das ist ungefähr der Inhalt des ersten Teils. Der zweite Teil handelt von einer anderen Phase des Leidens. Jetzt ist es die Melancholie, die uns übermannt, wenn wir abends allein zu Hause sitzen, müde von der Arbeit, während das Buch, das wir zur Zerstreuung lesen wollten, uns aus der Hand gleitet. Alte Erinnerungen an früher tauchen wieder auf. Es macht uns traurig, daran zu denken, obwohl es bereits vergangen ist und niemals wiederkehrt. Trotzdem sind diese Erinnerungen an unsere Jugend süß. Wir betrachten die Vergangenheit mit Bedauern, obwohl wir weder den Mut noch die Sehnsucht danach haben, ein neues Leben anzufangen. Wir sind des Lebens ziemlich müde. Wir würden uns gerne etwas ausruhen und auf unser Leben zurückblicken, während wir uns an alles Mögliche erinnern. Einst strömte das Blut warm durch unsere Adern und das Dreieinigkeitskirche Die Dreieinigkeitskirche an der Gesandtenstraße ist ein stattlicher Bau des 17. Jahrhunderts. Ungewöhnlich sind die barocken Prunk-Grabmäler an den umgebenden Hofwänden. Die Namen der Verstorbenen sind eindeutig unregensburgerisch: von Kniestedt, von Treskow, Björnstjerna. Etwa 40 Grabsteine halten hier das Andenken an evangelische Exulanten und Reichstagsgesandte wach, die hier verstarben. Der Bau der Dreieinigkeitskirche war notwendig geworden, weil in der Stadt nur wenige Bauten – vor allem die Neupfarrkirche – dem evangelischen Gottesdienst zur Verfügung standen. So errichtete 1627-31 der Nürnberger Baumeister Hans Carl auf städtischem Grund einen einschiffigen, tonnengewölbten Raummit den üblichen Emporen einer Predigtkirche. Von den beiden Osttürmen wurde nur der nördliche vollendet. Die Formen der Architektur sind frühbarock, jedoch noch mit Anklängen an die Gotik, vor allem im stuckierten Rippenwerk des Inneren. Die Dreieinigkeitskirche zählt zu den ersten bedeutenden Kirchenbauten in Bayern. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006 6 Rian de Waal Foto: Hermien Lam Jos van Immerseel Foto: Johan Jacob Peter Tschaikowsky

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 7 PROGRAMM FRANZLISZT Les Préludes, Symphonische Dichtung (1811-1886) Nr. 3 (1848-54) EDVARDGRIEG Konzert für Klavier und Orchester a-Moll (1843-1907) (1868) Allegro moderato Adagio Allegro moderato molto e marcato Rian de Waal, Fortepiano (Bechstein 1870) PAUSE PETERTSCHAIKOWSKY Symphonie Nr. 4 f-Moll, op. 36 (1877) (1840-1893) Andante sostenuto Andantino in modo di Canzona Scherzo pizzicato ostinato: Allegro Finale: Allegro con fuoco Leben war gut. Es gab auch Augenblicke des Schmerzes, des unwiederbringlichen Verlustes. Das ist alles schon so lange her. Es ist traurig, aber gleichzeitig auch herrlich, sich darin zu verlieren! Im dritten Teil werden keine bestimmten Gefühle zum Ausdruck gebracht. Hier finden wir nur spielerische Arabesken, undefinierbare Formen, die ein Mann vor sich sieht, wenn er Wein getrunken hat und erregt ist. Er ist nicht glücklich und nicht traurig. Er denkt eigentlich an nichts. Er lässt seiner Phantasie den freien Lauf und hat außergewöhnlich bizarre Visionen. Plötzlich taucht in seinem Gedächtnis das Bild eines angetrunkenen Bauern auf und ein Gassenhauer. In der Ferne erklingen die Töne einer Militärkapelle. Diese Art von verwirrenden Bildern gehen uns beim Einschlafen durch den Kopf Sie haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun, sind unzusammenhängend, sonderbar und bizarr. Dann der vierte Teil. Wenn alles schief geht, sieht man auf die anderen. Geh zu den Menschen. Schau dir an, wie sie das Leben genießen und sich völlig dem Feiern von Festen hingeben können. Es entsteht die Atmosphäre von Ferien auf dem Land. Kaum haben wir uns von unseren Problemen befreit, indem wir erleben, wie andere Leute sich amüsieren, da kreuzt schon wieder das unermüdliche Schicksal unseren Weg. Die anderen schenken uns nicht die geringste Aufmerksamkeit. Sie würdigen uns keines Blickes, dass wir einsam und traurig sind, interessiert sie nicht. Ach, was sind sie alle lustig und froh! Ihre Gefühle sind so undurchdacht und so einfach. Und du willst weiterhin behaupten, dass die Welt ein Jammertal ist? Es gibt Glück, einfach und unverdorben. Sei glücklich mit den anderen. Das ermöglicht es dir zu leben. Mehr, liebe Freundin, kann ich dir über diese Symphonie nicht erzählen. Meine Beschreibung ist natürlich nicht sehr klar und vollständig, aber das ist ja gerade das Besondere an der Instrumentalmusik, wir können sie nicht analysieren. Heine sagte: „Wo Worte nicht mehr ausreichen, beginnt die Musik.“ Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich es gewagt zu versuchen, meine musikalischen Gedenken und Bilder in Worte und Sätze zu übertragen. Das ist mir nicht besonders gut gelungen. Den ganzen Winter über war ich beim Komponieren dieser Symphonie deprimiert und das alles hier ist eine getreue Wiedergabe meiner Gefühle aus dieser Zeit.“ Bei diesem Brief handelt es sich um ein in dieser Form einzigartiges Beispiel in der Musikgeschichte. Er ist nicht nur für das Verständnis der vierten Symphonie von unschätzbarer Bedeutung, sondern dadurch auch für eine Vielzahl anderer Werke, die mit den persönlichen Gefühlen Tschaikowskys und mit seiner Einstellung zu seiner Musik im Allgemeinen in Verbindung gebracht werden können. Die Skeptiker werden dieses genaue und explizite Geständnis - was auch immer der Autor selber darüber sagen möge - nur belächeln. Aber es enthüllt trotz allem Tschaikowskys existenzielles Drama, den Pessimismus seiner Lebenseinstellung, seine von der Überzeugung ausgehende Misanthropie, dass „der andere“ allem gleichgültig gegenüber steht, aber gleichzeitig auch den für russische Intellektuelle so typischen Gedanken, dass Hoffnung besteht, wenn „man sich unters Volk begibt“ ... © Jos van Immerseel AUSFÜHRENDE ANIMAETERNA Midori Seiler (Konzertmeisterin), Balázs Bozzai, Karin Dean, Daniela Helm, Laura Johnson, Albrecht Kühner, László Paulik, Anne von Hoff Violine I John Wilson Meyer, Rachael Beesley, Bernadette Bracke, Paulien Kostense, Joseph Tan, Lidewij van der Voort, Anne Maury, Erik Sieglerschmidt Violine II Bernadette Verhagen, Laxmi Bickley, Sabine Dziewior, Luc Gysbregts, Guus Jeukendrup, Sven Rotteveel, Jan Willem Vis Viola Sergei Istomin, Regina Hofmann, Thomas Luks, Hilary Metzger, Ute Petersilge, Mirjam Pfeiffer Violoncello Love Persson, Géry Cambier, Elise Christiaens, Tom Devaere, James Munro Kontrabass Georges Barthel Querflöte I Laura Colucci Querflöte II Oeds van Middelkoop Piccoloflöte Elisabeth Schollaert Oboe I Annette Spehr Oboe II Eric Hoeprich Klarinette I Lisa Klevit-Ziegler Klarinette II Jane Gower Fagott I Gyorgyi Farkas Fagott II Uli Hübner, Martin Mürner, Renée Allen, Jörg Schultess Hörner Thibaud Robinne, Sebastian Schärr Trompeten Cas Gevers, Gunter Carlier, Raphael Vang Posaunen Marc Girardot Tuba Jan Huylebroeck Pauken Wim De Vlaeminck, Heidi Lissens, Koen Plaetinck Perkussion Marjan de Haer Harfe

Das Mittelalterensemble Allégorie zählt zu den hochinteressanten Neuentdeckungen in Frankreichs Alte-Musik-Szene. Seit 2000 hat die Gruppe an zahlreichen französischen Festivals teilgenommen und sich einen hervorragenden Ruf geschaffen. Immer wieder wird in Kritiken die erfrischende, zupackende und hochvirtuose Musizierweise des siebenköpfigen Ensembles hervorgehoben. Allégoriegastiert erstmals in Deutschland und stellt mit seinem Programm „L’arbre de Mai“ Musik des 15. Jahrhunderts am burgundischen Hof vor. Mit dem Programm „L’arbre de Mai“ debütierteAllégorie 2004 beim CD-Label Alpha und erhielt glänzende Kritiken. Eine zweite CD erscheint 2006. Zum Programm: Der burgundische Hof hatte zur Zeit Philipps III. des Guten (Philippe le Bon), der von 1419-1467 regierte, Einfluss auf alle Höfe Europas. Viele Musiker aus Frankreich, Italien, England, Deutschland, Portugal und Sizilien fanden sich hier ein und dominierten die Musikszene. So präsentieren wir im heutigen Programm Lieder und Tänze u. a. von den namentlich bekannten Komponisten Guillaume Dufay, Loyset Compère undArnold de Lantins sowie von z. T. anonymen Komponisten aus den Sammlungen und Manuskripten Bayeux, Margarete von Österreich, Lochamer Liederbuch und Buxheimer Orgelbuch. Die Frankoburgunder (Franco Bourguignons), als welche sie damals bekannt waren, dominierten die Musik des Spätmittelalters. Unter ihnen stach eine Anzahl kosmopolitischer Musiker durch ihre internationalen Karrieren hervor (als Pionier die bedeutendste Figur der französischen Ars Nova, Guillaume de Machaut, der Sekretär des Johannes von Luxemburg, Königs von Böhmen, und regelmäßig im Dienst des höchsten Adels). Ein Jahrhundert nach Machaut war Guillaume Dufay (etwa 1400-1474) zweifellos der führende Komponist seiner Zeit. Er wurde in Cambrai (möglicherweise in Fay oder Chimay) geboren und am Dom von Cambrai ausgebildet. Er reiste dann ausgiebig, besonders in Italien, wo er in Rimini am Hof von Carlo Malatesta, in Rom im Dienst des Papsttums, in Florenz, wo er die MotetteNuper rosarum flores für die Weihe des Doms komponierte, und in Ferrara wirkte, wo er für die Familie d’Este komponierte. Aber er verbrachte auch mehrere Jahre in Savoyen und (besonders) am burgundischen Hof Philipps des Guten, wo er sich mit dem gleichaltrigen Gilles Binchois anfreundete, der Kaplan der Hofkapelle war. Eine Miniatur, die Martin le Francs GedichtLe champion des Dames illustriert, zeigt die beiden Komponisten in freundschaftlicher Unterhaltung, Dufay mit einer Portativorgel und Binchois mit einer Harfe. Am Ende seines Lebens kehrte Dufay nach Cambrai zurück, wo er zu einemKanoniker gemacht wurde (wie viele Musiker seiner Zeit war er Kleriker). Seine späteren Jahre waren wahrscheinlich seine produktivsten. Wie Guillaume de Machaut warDufay ein vielseitiger Musiker, in geistlicher wie weltlicher Musik zu Hause, der die ausländischen Einflüsse, die ihm begegneten, perfekt assimilierte: die „englische Art“ ( contenance angloise ) des großen Polyphonisten John Dunstable und den weltlichen Stil der italienischen Höfe. Italienische Färbung zeigt sich in mehreren der Stücke im heutigen Programm, darunter seine Vertonung der ersten Strophe von PetrarcasVergine bella , während die französische Art in seinen Liedern für Neujahr, nämlich Bon jour, bon mois und Ce jour de l’an , vorherrscht. In dem Chanson de MaiResvelons nous amoureux erweist sich Dufay als geschickter Stratege, indem er offensichtlich das Material für die beiden tieferen Stimmen (die in striktem Kanon stehen) von seiner eigenen Motette O sancte Sebastiano entleiht und so zeigt, dass Musiker vom Ende des Mittelalters – wie die der Renaissance und des Barocks (ein berühmtes Beispiel findet sich bei Monteverdi, wenn er für sein Lamento d’Arianna die Melodie des geistlichen Pianto della Madonna benutzt) – keinen Unterschied zwischen menschlichem und göttlichem Fühlen machten. Arnold de Lantins , geboren in Lüttich, war ein weiterer fähiger Komponist der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wie Dufay überquerte er die Alpen, um sein Glück in Italien zu suchen (zwei seiner in Venedig geschriebenen Lieder sind datiert März 1428). Die beiden Männer scheinen dort gute Bekannte gewesen zu sein. Sie arbeiteten zusammen in Venedig für die Hochzeit von Cleofa Malatesta mit Theodor Palaeologus (Sohn des abgesetzten byzantinischen Kaisers Manuels II.) im Jahre 1421, und beide sangen im päpstlichen Chor unter Papst Eugen IV.. Lantins Stil zeigt eine unbestreitbare mediterrane Sensibilität in dem hier vorgestellten Lied In tua memoria . Ein weiterer großer Name im Zusammenhang mit dem frankoflämischen Chanson war der des Loyset Compère (etwa 1445-1518), der aus der Picardie kam und ein früher Renaissancekomponist war, Zeitgenosse von Josquin des Prés und Alexander Agricola. Auch er fühlte sich nach Italien hingezogen: er war Sänger in der Familienkapelle der Sforza in Mailand, bevor er 1486 chantre ordinaire für Karl VII. von Frankreich wurde. Er glänzte in der Kunst der Komposition leichter, fröhlicher Lieder. Sein deskriptives Vive le Noble Roymit seinem lebhaften Rhythmus deutet voraus auf die Schlachtstücke, die im 16. Jahrhundert so populär werden sollten (Clément Janequins ChansonLa guerreist ein schönes Beispiel), während es gleichzeitig früheren Formen treu bleibt (nach seinen eigenen Aussagen war Dufay sein erster Lehrer). Neben diesen wohlbekannten Namen gab es eine Masse anonymer Sammlungen, darunter die Handschrift von Bayeux , die um 1515 für den Hochkonnetabel Charles de Bourbon kopiert wurde (der später seinen König Franz I. verriet und in den Dienst des Kaisers Karls V. trat). Die meisten der Lieder in der Handschrift (in diesem Programm repräsentiert durch Tenez ces fols en joyeundHellas mon cueur ) wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschrieben. Nur eine Stimme ist für jedes der Lieder gegeben, aber sie werden allgemein aufgeführt entweder als Polyphonie mit Bezug auf die Kompositionsform, die zu jener Zeit vorherrschend war, oder als Solo-Lieder mit Instrumentalbegleitung als Vorläufer der barocken Monodie. Eine weitere Liedersammlung der Periode, diesTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Allégorie (Frankreich) JUNI2006 Freitag, 2. Juni 2006, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) St.-Oswald-Kirche , Weißgerbergraben 8 L’arbre de Mai – Lieder und Tänze von Guillaume Dufay, Loyset Compère und deren Zeitgenossen am burgundischen Hof zur Zeit Philipps III. des Guten (1419-1467) Allégorie

mal deutsch, ist das Lochamer Liederbuch , das etwa 1452-60 in Nürnberg kopiert wurde und die frühesten Beispiele für dasTenorlied enthält. Dieses Tenorlied, das von etwa 1450 bis etwa 1550 seine Blütezeit hatte, war ein spezifisch deutscher Typ des polyphonen Gesangs, der auf einer überlieferten Stimmlinie basierte, die als cantus firmus (oder Tenor) benutzt wurde. Angesiedelt in der Mitte zwischen volkstümlichen und Kunst-Gattungen, sind die Gedichte und Kompositionen natürlich im Stil, und das durch ihre Einfachheit, ihre Intimität und ihren lyrischen Charakter geschaffene Klima unterscheidet sie von jeder anderen Sammlung. Verschiedenartige Sängerkategorien werden in dem Buch erwähnt: Angehörige der Bourgeoisie, Gesangslehrer, Kleriker und einfache Liebhaber nehmen Anteil an den melodischen Vergnügungen eines Stils, der zurückgeht auf die verfeinerte häusliche Kunst derMeistersinger und später vom Gemeindegeist der Reformation aufgenommen wurde, der es in den Choral verwandelte (mit der Melodie fest eingebettet in die Sopranlinie). Das 15. Jahrhundert erlebte auch die Geburt von rein instrumentalen Formen, wie z.B. Stücke für Tasteninstrumente in Tabulatur. Deutschland hatte wieder Anteil mit dem Fundamentum organisandi (1452) des blinden Organisten Conrad Paumann von Nürnberg und dem wenig späteren Buxheimer Orgelbuch (irgendwann zwischen 1460 und 1470). Das Orgelbuch enthält mehr als 250 Stücke, Transkriptionen liturgischer oder weltlicher Vokalwerke und Tänze, darunter mehrere von Dufay und Binchois (die nicht genannt werden) ausgeborgte Kompositionen, die als Basis für spätere Arrangements und Ausschmückungen vorgeschlagen werden. Es ist interessant festzuhalten, dass die Orgel das einzige Instrument darstellt, dessen Geschichte seit etwa 1430 bis heute verfolgt werden kann dank der vielen Quellen und Dokumente, die uns überliefert sind, dass aber – für das 15. Jahrhundert – diese Quellen ausschließlich deutsche sind, da es keine italienischen, französischen, spanischen oder englischen Werke aus jener Zeit gibt. Mit ganczem Willenwird hier in Fassungen aus dem Lochamer Liederbuch, dem Fundamentum organisandi und dem Buxheimer Orgelbuch vorgestellt. Schließlich sind in diesem Programm mehrere Tänze enthalten. Tänze des 14. und des 15. Jahrhunderts gehören natürlich zum instrumentalen Repertoire: der Saltarello und Istampitte Parlamento , und Variationen über einen bassa danza La SpagnavonGuglielmo Ebreo da Pesaro , einem italienischen Tanzmeister des 15. Jahrhunderts, um dessen Dienste sich die glänzendsten Höfe Norditaliens rissen, darunter der Hof der Familie d’Este in Ferrara. Andere Stücke – Amoroso, La danse de Cleves – sind einer der vielen königlichen Privatsammlungen entnommen, der Handschrift, die allgemein alsLiederalbum der Margarete von Österreichbekannt ist. Allgemein ist bei diesem Repertoiretyp nur die Melodiestimme ausgeschrieben, sie wurde aber sicherlich von Perkussionsinstrumenten begleitet, die der Autor zu nennen nicht für nötig hielt. Bei Tänzen der Ars-Nova-Zeit oder früheren sprechen einige Zeitgenossen von estampies (oder istampitte ), die durch eine Gruppe von jongleurs oder einem Quartett von ménestrels (minstrels), die Fideln (vielles) oder Violen spielten, aufgeführt wurden. Dies lässt uns vermuten, dass, wie beim Gesangsrepertoire, instrumentale Polyphonie, wenn auch noch nicht sehr ausgeprägt, für die Begleitung von Tänzen bereits existierte. Die Aufführung dieser Werke durchAllégoriebasiert auf sachlichen Informationen. Stimmen und Instrumente spielten in weltlicher Musik in gleicher Weise wichtige Rollen (wie sich aus zeitgenössischer Ikonographie und Skulptur ergibt). Das Grundprinzip scheint gewesen zu sein, jede Vokalstimme durch ein Musikinstrument zu verdoppeln (colla parte). Aber es war zweifellos üblich, ursprünglich für Gesang gedachte Stücke oder begleitete Gesangsstücke für rein instrumentale Aufführungen umzuschreiben. Da diese Informationen ganz verlässlich sind, konnte sichAllégoriemehrere mögliche Interpretationen vorstellen, je nach dem Aufführungsort (im Saal oder im Freien) und der Tatsache, dass Musiker der Zeit, die zunächst alle Sänger waren, jeweils verschiedene Typen von Instrumenten beherrschten. © Roger Tellart TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 9 PROGRAMM I. LIEBE UNDJUGEND MANUSKRIPTMARGARETE VON Amoroso ÖSTERREICH LOYSETCOMPÈRE (1445-1518) Le grand désir Italien, 14. Jahrhundert EstampieSaltarello MANUSKRIPTBAYEUX (1515) Tenez ces fols en joye MANUSKRIPTMARGARETE VON La Danse de Cleves ÖSTERREICH MANUSKRIPTBAYEUX (1515) Hellas mon cueur II. DERMAIBAUM GUILLAUMEDUFAY (ca. 1400-1474) Bon jour, bon mois Resvelons nous, amoureux Alons ent bien tos au may ANONYM Petits riens GUILLAUMEDUFAY Ce jour de l’an voudray joye mener Italien, 14. Jahrhundert EstampieParlamento GUILLAUMEDUFAY Vergene bella III. DERKRIEG UND DERKÖNIG LOYSETCOMPÈRE Vive le noble roy de France GULIELMUS L ’ HÉBREU (15. Jh.) Basse danse La Spagna AUSFÜHRENDE ALLÉGORIE Els Jansens Mezzosopran Emmanuelle Guigues Fideln Marie Garnier-Marzullo Zink Claire Antonini Laute Serge Goubioud Tenor Jean-Paul Bazin Guiterne Pierre Rigopoulos Perkussion ANONYM A cheval, tout homme à cheval LOCHAMERLIEDERBUCH Mit ganczem Willen (ca. 1450) / CONRADPAUMANN : „FUNDAMENTUMORGANISANDI “ (1452) / BUXHEIMERORGELBUCH IV. AMLEBENSABEND GUILLAUMEDUFAY Quel fronte signorille in paradiso Par droit je puis bien complaindre ARNOLD DELANTINS (15. Jh.) In tua memoria CHANSONNIER DELA Pues no mejora mi suerte COLOMBINA (15. Jh.) Philipp III.

Nach dem Gewinn des ersten Preises beim renommierten „Van Wassenaer Concours“ 1998 in Den Haag hat sich das Amphion Bläseroktett schnell in die erste Reihe klassischer Bläseroktette gespielt und zählt mittlerweile zu den besten seines Genres. Die ehemaligen Studenten der Schola Cantorum Basiliensis haben sich neben ihrer intensiven Oktett-Arbeit in verschiedenen international hoch geschätzten Originalklang-Orchestern profiliert. Sie spielen u. a. regelmäßig mit der Akademie für Alte Musik Berlin, La Cetra Basel, den English Baroque Soloists und dem Collegium 1704 Prag. Das Schweizer CD-Label Pan Classics hat bislang drei CDs mit demAmphion Bläseroktettmit Harmoniemusiken von J. Triebensee (2001), F. Krommer (2003) und W. A. Mozart (2005) veröffentlicht. Im April 2006 erschien bei Harmonia Mundi eine Aufnahme mit Beethoven-Oktetten. Zum Programm: Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert waren Kompositionen für Bläseroktett – sogenannte „Harmoniemusiken“ in der Besetzung mit 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörnern und 2 Fagotten (die Basslinie wurde meist verstärkt durch Kontrabass oder Kontrafagott) – sehr beliebt und weit verbreitet. Es gibt zahlreiche Originalkompositionen - Serenaden, Partiten und Divertimenti, die an Fürstenhöfen wie etwa von Esterhazy, Liechtenstein, Thurn und Taxis aufgeführt wurden und die in einer Reihe fürstlicher Bibliotheken erhalten sind. Daneben trafen lange Zeit besonders Opernarrangements, „in Harmonie gesetzt“, den Geschmack des Publikums. Es entwickelte sich ein so großer Bedarf an dieser Musik, dass in Wien zeitweilig Transkriptionswerkstätten gut beschäftigt waren. Da es noch TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Amphion Bläseroktett (Basel) JUNI2006 Samstag, 3. Juni 2006, 11.00 Uhr (Matinee) Reichssaal , Rathausplatz Klassische Bläseroktette von W. A. Mozart, F. Krommer und L. v. Beethoven 10 Amphion Bläseroktett Zeitgenössische Darstellung einer “Harmoniemusik” Reichssaal Regensburg war seit den Karolingern bevorzugter Ort für die Abhaltung von Reichstagen. Im Mittelalter zählte man 45 Reichstage in Regensburg. 1541 war der Reichssaal Ort des berühmten Religionsgesprächs zwischen Melanchthon und Dr. Eck. Von den Reichstagen sind besonders der von 1623, bei dem Bayern die Kurwürde erhielt, und der von 1630, als Wallenstein von der Mehrheit der katholischen Fürsten abgesetzt wurde, zu nennen. Von 1663 bis 1806 war der Reichssaal Tagungsort des „Immerwährenden Reichstags“. Er ist als erstes deutsches Parlament anzusehen. Der um 1360 gebaute Reichssaal darf in seinen Dimensionen und seinemAlter für Deutschland als einzigartig gelten. Hervorzuheben ist die mächtige Holzdecke, an deren Unterseite man die Relieffigur des thronenden Petrus (des Stadtpatrons) erkennt.

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 11 PROGRAMM WOLFGANGAMADEUSMOZART Ouvertüre zur „Entführung aus (1756 – 1791) dem Serail“ KV 384 (Arr. Mozart?) FRANTISEKVINCENTKRAMÁR - Partita B-Dur, op. 67 KROMMER (1759-1831) Allegro vivace Adagio Menuetto (Allegretto) - Trio Allegro PAUSE LUDWIG VANBEETHOVEN Rondino Es-Dur, op. posth. (1770 – 1827) WOLFGANGAMADEUSMOZART Serenade c-Moll KV 388 („Nachtmusique“) Allegro Andante Menuetto in canone - Trio al rovescio Allegro AUSFÜHRENDE AMPHIONBLÄSEROKTETT Xenia Löffler Oboe Kerstin Kramp Oboe Christian Leitherer Klarinette Daniel Beyer Klarinette Eckhard Lenzing Fagott Györgyi Farkas Fagott Václav Luks Horn Miroslav Rovensky Horn Ludek Brany Kontrabass kein Urheberrecht gab, durfte jeder alles transkribieren. Wer am schnellsten war, konnte gewinnbringend verkaufen. Diese Situation schildert Mozart aus eigener Erfahrung in seinem Brief an den Vater vom 20. Juli 1782. „Nun habe ich keine geringe Arbeit - bis Sonntag acht Tag muss meine Opera [gemeint ist die „Entführung aus dem Serail"] auf die Harmonie gesetzt seyn - sonst kommt mir einer bevor - und hat anstatt meiner den Profit davon: ... Sie glauben nicht, wie schwer es ist, so was auf die Harmonie zu setzen - dass den Blasinstrumenten eigen ist, und doch dabey nichts von der Wirkung verloren geht. Je nu, ich muss die Nacht dazu nehmen, anders kann es nicht gehen”.

Christina, Königin von Schweden (16441654), war eine der ungewöhnlichsten und selbstbewusstesten Frauen des 17. Jahrhunderts. Im Alter von 28 Jahren dankte sie ab, um zum Entsetzen ihrer Nation katholisch zu werden. Ihre Reise zur Firmung nach Rom, kurz nach dem 30-jährigen Krieg, bildet den Rahmen für ein szenisches Programm mit Schauspiel und Tanz. Susanne Rydén ist eine der prominentesten Sopranistinnen der Alte-Musik-Szene und war schon mehrmals bei den Tagen Alter Musik in Regensburg zu Gast. Sie zeichnet auch verantwortlich für die Idee und das Manuskript von „Christinas Reise“ . Hans Nilsson ist Solotänzer an der Königlichen Oper in Stockholm. Der Schauspieler Björn Granath ist seit 1987 am Dramatischen Theater in Stockholm engagiert. Die Regisseurin und Choreographin Susanne Jaresandist Professorin an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm. DasStockholm Baroque Ensemble rekrutiert sich aus Mitgliedern des Stockholm Baroque Orchestra, das 1998 gegründet wurde. Es zählt zu den führenden Barockorchestern Schwedens und hat in Stockholm unter seiner künstlerischen LeiterinMaria Lindal eine eigene Konzertreihe etabliert. Christinas Reise – Eine Reise mit Christina Erwartung, Neugier, Flucht, Unruhe, Abenteuerlust, das Gefühl, etwas verloren zu haben - man kann davon ausgehen, dass alle diese Gefühle Königin Christina durchströmten, als sie ihre lange Reise durch Europa antrat. Wie würde sich ihr Leben gestalten? Wie würde sie in der neuen Heimat empfangen werden? Hatte sie den richtigen Beschluss gefasst? Liebes Publikum, heute Abend bitten wir Sie, uns und Königin Christina ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Ausgangspunkt und Inspiration für die Entstehung dieser Vorstellung war die Musik, die Christina mit ihrer ganzen Palette von Kontrasten und Ausdrucksmitteln des Barock umgab. Kurze Einblicke in das Leben der Königin nach ihrer Abdankung gewähren Tagebucheintragungen, Schilderungen von Augenzeugen und ihr Briefwechsel. Auf der Suche nach der Persönlichkeit Christinas fanden wir eine in neuen Bahnen denkende und moderne Frau. Deshalb wählten wir eine moderne Choreographie, welche die ganze Vorstellung durchläuft und sie in unsere Gegenwart stellt. Wir schildern Episoden in Christinas Leben, erahnen Personen in ihrer Nähe, aber eine Antwort auf die Frage, wer Christina war, können und wollen wir nicht geben. Wir wollen vielmehr Ihre Neugier wecken und Anregung zu eigenen Gedanken und Schlussfolgerungen geben. Christina und die Musik Mit Königin Christina zu reisen bedeutet eine Reihe faszinierender Begegnungen, nicht zuletzt musikalischer Art. Ihr ganzes Leben gehörte Christina dank ihres Kunstverständnisses und ihrer kosmopolitischen Interessen zu den wichtigsten Mäzenaten der Kultur. In ihrer kurzen Zeit als Regentin Schwedens brachte sie Europas blühendes kulturelles Leben ihrem Heimatland näher. Unser Konzert konzentriert sich auf die italienische Musik, beginnend in Schweden um die Zeit von Christinas Abdankung im Juni 1654, um ihr dann auf dem Weg von Uppsala nach Rom, ihrer neuen Wahlheimat, zu folgen. Auf eine Einladung der Königin kam in November 1652 eine Gruppe italienischer Musiker unter Leitung von Alessandro Cecconi nach Stockholm. Viele von ihnen kehrten nach einiger Zeit in ihre Heimat zurück, aber Cecconi und der Kapellmeister Vincenzo Albrici blieben in Schweden, bis Christina das Land verließ. Aus Anlass ihrer Abdankung vertonte Albrici erstmals das Gebet „Vater unser“ in schwedischer Sprache für Chor und Instrumente. In Uppsala ist auch Instrumentalmusik bewahrt, u.a. die Sinfonia à due. Vor der Ankunft der Italiener in Schweden befand sich Georg Weber mit seiner Laute am Hof Christinas. Einfache, geistliche Lieder in deutscher Sprache wurden der Königin vorgetragen. Ihre Innerlichkeit und ihr frommer Charakter spiegelten vielleicht ihre religiösen Gedanken. Die Lieder weisen Spuren der italienischen Monodie, d. h. Gesang begleitet vom Generalbass, auf, in der der Text eine wichtige Rolle spielte und die in Europa großen Erfolg hatte. Noch deutlicher erleben wir diesen Stil in einer Reihe von Liedern, die Alessandro Cecconi in einer Sammlung zusammenstellte und die heute in der Königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt ist. Die meisten Kompositionen sind anonym, hier findet man aber auch Carissimis bekanntes Lied „Vittoria, mio core“ sowie Lieder von Marc Antonio Pasqualini. Die letzte Seite in TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006 12 Stockholm Baroque Ensemble & Susanne Rydén Stockholm Baroque Ensemble Samstag, 3. Juni 2006, 16.00 Uhr Minoritenkirche , Dachauplatz Hans Nilsson, Tanz Björn Granath, Sprecher Susanne Jaresand, Choreographie und Regie Charles Koroly, Christinas Kostüm Leitung und Violine: Maria Lindal Christinas Reise von Stockhom nach Rom Susanne Rydén, Sopran (Schweden) Königin Christina von Schweden

der Sammlung ist eine Sarabande aus Luigi Rossis Oper „Orfeo“, die in Paris 1647 uraufgeführt wurde. Sie bildet ein Verbindungsglied zu einer Komposition desselben Komponisten: Cantata per Gustavo Adolpho, Rè di Svetia, morto in Guerra von 1641. Eines der Manuskripte ist in Paris aufbewahrt. Die Kantate schildert in ergreifender Weise Maria Eleonoras Reaktion auf die Nachricht vom Tod ihres Gemahls, Gustav II. Adolf, dem Vater Christinas. Rein dramatisch gesehen ist der Abstand zur Oper nur minimal. Wir präsentieren eine Auswahl von Stücken aus Opern, die alle direkt Christina gewidmet wurden. Je weiter südlich Christina kam, nachdem sie Schweden verlassen hatte, desto größer wurden die Huldigungen. In Innsbruck, wo sie im November 1655 offiziell zum Katholizismus übertrat, war Cestis OperL’ Argiaaufführungsbereit. Zusammen mit einem schnell verfassten Prolog wurde sie ein Teil der Festlichkeiten zu Ehren Christinas. Ihren Höhepunkt erreichten die Festlichkeiten nach der Ankunft in Rom im Dezember 1655. Papst Alexander VII. hatte bereits im Oktober 1655 Marco Marazzoli beauftragt, eine Oper zu komponieren, die Christina gewidmet werden sollte. La Vita Humanamit einem Libretto von Giulio Rospigliosi wurde am 31. Januar 1656 in Gegenwart von Christina und einer großen Zahl von Kardinälen, Priestern und anderen am Theater Barberini aufgeführt. Der Prolog l’Aurora hebt Königin Christina als Königin der Tugenden hervor, ein unfehlbares Vorbild. Nachdem sich Christina in Rom eingerichtet hatte, wuchs ihr musikalisches Interesse. Viele Komponisten und Sänger begannen ihre Laufbahn an ihrem Hof, indem sie in ihrem Theater Tordinona sangen und für das Theater komponierten. Obwohl er dem Hof niemals angehörte, gewann Alessandro Stradella aufgrund seiner direkten Zusammenarbeit mit Christina besondere Bedeutung. Die Musikwissenschaftlerin Carolyn Gianturo fand Belege, dass Christina, inspiriert von Petrarca, ein Szenarium zu einer Serenata schrieb, das Stradella später vertonte. Il duello, die Serenata in unserem Konzert mit einem Text von Baldini, war eine Bestellung von Prinz Altieri zu Ehren von Königin Christina. Diese musikalische Diskussion über die Vorund Nachteile der Liebe wurde 1674 unter dem Balkon der Königin aufgeführt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Musik wird hier der Gesang von einem Concertino-Concerto grosso Ensemble begleitet, d. h. von einem Dialog zwischen einer solistischen Instrumentalgruppe und dem Orchester. © Susanne Rydén TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 13 Minoritenkirche Das Regensburger Minoritenkloster wurde im Jahre 1226, im Todesjahr des hl. Franziskus gegründet. Aufgrund reicher Stiftungen konnte um die Jahrhundertmitte mit dem Neubau einer großen Ordenskirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirkten drei berühmte Mönche in diesem Kloster: der gelehrte Mystiker David von Augsburg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Minoritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das frühgotische flachgedeckte Langhaus wurde um 1260/70 erbaut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das Grab Bertholds eingelassen.

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006 14 VORPROGRAMM “FOLKBAROCK ” Begleiten Sie das Stockholm Baroque Ensemble auf eine Reise durch die Hinterhöfe und Tavernen des 17. Jahrhunderts! Europa war damals ein musikalischer Schmelztiegel, in dem sich die bekanntesten Melodien schnell von einem Land auf das andere ausbreiteten und so zu einem gemeinsamen musikalischen Vermächtnis entwickelten. Meist handelte es sich um Tanzmusik, seitdem der Paartanz eine aufregende Neuigkeit war, der viele neue Stücke inspirierte. Einen großen Einfluss auf die musikalische Entwicklung der Zeit hatten außerdem die reisenden Völker wie die Zigeuner und Juden. Der Großteil der Musik wurde nicht wirklich komponiert, ist aber, auf irgendeine Art und Weise niedergeschrieben und in Sammlungen in Deutschland und Schweden aufbewahrt worden. Die Musik lebt sehr stark in Schwedens heutiger Volksmusik weiter. AUSFÜHRENDE STOCKHOLMBAROQUEENSEMBLE Maria Lindal Violine Lars Warnstad Violine Mikael Marin Viola Daniel Holst Violoncello Jonas Dominique Kontrabass Karl Nyhlin Theorbe, Barockgitarre Andreas Edlund Cembalo PROGRAMM MARCOMARAZZOLI Prolog „L’Aurora“ aus der Oper (ca. 1602-1662) „La Vita Humana“ Libretto: Giulio Rospigliosi Aufgeführt am 31. Januar 1656 im Barberini Theater in Rom LUIGIROSSI Cantata per Gustavo Adolpho, Rè (ca. 1597-1653) di Svetia, morto in Guerra VINCENZOALBRICI Sinfonia à 2 (1631-1696) AUS DERSAMMLUNG ALESSANDROCECCONIPASQUALINI Si bel volto (1614-1691) ANONYM Poichè la bella Clori GEORGWEBER Als von hohen Himmels Hause (ca. 1610-1653) Ach, du schönster meiner Seelen MARCANTONIOCESTI Aus der Oper „L’Argia“ (1623-1669) Libretto: G. F. Appolloni Aufgeführt am 4. und 7. November 1655 in Innsbruck Duri lacci Fuggi pur Pietà Numi ALESSANDROSTRADELLA Aus „Il duello“ (1639-1682) Text: Sebastiano Baldini Aufgeführt am 15. August 1674 in Rom Sinfonia Aria Balletto Aria Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Christian Fuchs, 65929 Frankfurt, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos.

Dokumentationen zu den Tagen Alter Musik Regensburg Der Bildband, erschienen zum 20-jährigen Jubiläum Die schönsten Bilder Sonderpreis: 9,90 € Die CD “20 Jahre Tage Alter Musik” Live-Mitschnitte des Bayerischen Rundfunks Rundfun 16,80 € Ausschnitte aus Konzerten der TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG von 1994 bis 2003: • COLLEGIUM 1704 (Prag) 2003 • ARTE DEI SUONATORI (Polen) 2003 • LA VENEXIANA (Italien) 2003 • COLLEGIUM VOCALE GENT & ORCHESTER (Belgien) 2003 • AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN 2002 • ZEFIRO (Italien) 2002 • CAITRÍONA O’LEARY & DÚLRA (Irland/USA) 2002 • RETROVER (Helsinki) 2002 • THE TERRA NOVA CONSORT (USA) 2000 • ACCADEMIA STRUMENTALE ITALIANA (Verona) 2000 • SONATORI DE LA GIOIOSA MARCA (Italien) 1999 • IL FONDAMENTO (Brügge) 1999 • PIFFARO & THE CONCORD ENSEMBLE (USA) 1999 • THE MUSICIANS OF ASTON MAGNA (USA) 1999 • MUSICA PACIFICA (USA) 1998 • ARTEK-458 STRINGS (New York) 1998 • NEW YORK´S ENSEMBLE FOR EARLY MUSIC (New York) 1997 • THE HARP CONSORT (London) 1997 • BIMBETTA (USA) 1996 • NORSK BAROKKORKESTER (Trondheim) 1995 • THE OXFORD CAMERATA (England) 1994 • LA RONDINELLA (USA) 1994 “A historical document” - Stephane Leys, Intendant des Collegium Vocale Gentt

Der Flötist und Musikwissenschaftler JeanChristophe Frisch gründete sein hochspezialisiertes EnsembleXVIII-21 Musique des Lumières, um eigene Ideen im Bereich der Barockmusik in die Praxis umzusetzen. Die ersten Konzerte des Ensembles XVIII-21 Musique des Lumières erregten durch ihre Originalität Aufsehen und brachten Jean-Christophe Frischden Ruf eines Repräsentanten der neuen Generation von Barockspezialisten ein. Sein Ziel ist es, durch lebendige Interpretationen zu zeigen, dass jüngste musikwissenschaftliche Entdeckungen die Musik des Barock sogar näher an das Lebensgefühl des 21. Jahrhunderts bringen können. Das Festival von Saint-Florent-le-Vieil wählte sein Ensemble XVIII-21 Musique des Lumières , um jene Musik zu erforschen, die in China zur Zeit der jesuitischen Mission gespielt wurde. Dieses Projekt führte 1997 zu einem Konzert in Peking und zur Veröffentlichung von CDs, die von der Presse viele Auszeichnungen erhielten. Ergebnisse dieser faszinierenden Forschungsarbeit sind in einem höchst ungewöhnlichen Konzert zu hören. François Picardwurde in Paris geboren, erhielt Unterricht im Flötenspiel und in Komposition. Er erlag dem Charme der chinesischen Musik, die er bei Professor Tran Van Khè studierte. Ermutigt durch seine chinesischen Freunde zog er nach Shanghai. Während er am dortigen Konservatorium Schüler war, ergriff er oft die Flucht, um in Teehäusern zu spielen und taoistischen Ritualen zu lauschen. Seit seiner Rückkehr nach Frankreich im Jahr 1987 hat er viele Radiosendungen zu klassischer Musik auf France Musique und France Culture produziert und eine Doktorarbeit über chinesische buddhistische Musik geschrieben. Er hat das BuchLa musique chinoiseund verschiedene CD-Aufnahmen veröffentlicht, von denen zwei den Grand Prix der Académie Charles-Cros erhielten. Er begleitete Meister Chen Zhong bei seinen Konzerten in Frankreich und spielte gemeinsam mit Wu Man am Théâtre de La Ville in Paris. Er hat zudem viele Solokonzerte von Wang Weiping und Yang Lining begleitet. Er ist Leiter des Ensembles Fleur de prunus, das besonders aktiv ist bei der Suche nach altem, chinesischen Repertoire, um Brücken zwischen geschriebenen Noten und gelebter Tradition zu schlagen. Seither nahm Fleur de prunus teil an der Aufführung einer jesuitischen Messe in Peking zusammen mit Jean-Christophe Frisch und XVIII-21 Musique des Lumières und von Stücken, die am Hof der Manchu zwischen chinesischen und europäischen Musikern ausgetauscht wurden. Er spielt die FlötenXiaound Xun, die Mundharmonika Sheng und die Oboe Guanzi. Die Instrumente sind speziell für ihn nach der „alten“ Methode gebaut worden. Er ist Professor für Ethnomusikwissenschaft an der Sorbonne in Paris. Shi Kelongwurde 1942 in Tianjin geboren. Als kleiner Junge schon wurde er von seinem Großvater mit dem Puppentheater und der Pekinger Oper vertraut gemacht. Mit dreizehn trat er einem Chor bei und mit achtzehn ging er ans chinesische Nationalkonservatorium, um im klassischen, westlichen Gesang ausgebildet zu werden. Schubert und die Komponisten der Russischen Schule gehörten zu seinem bevorzugten Repertoire. Er schloss das Studium 1966 ab und begann zu unterrichten. Nach der Kulturrevolution, die ihn für drei Jahre in ein Umerziehungslager brachte, unterrichtete er am Konservatorium von Tianjin, einer großen Küstenstadt in der Nähe von Peking. 1982 ging er zu einem Aufbaustudium nach Frankreich, wo er von Michel Sénéchal an der Opéra Comique unterrichtet wurde. Er gründete bald die Gruppe Fleuve jaune , die sich dem Zusammenführen von chinesischen Musikern und Künstlern in Frankreich - welcher Nationalität auch immer - verschrieben hat. Er ist der organisatorische Leiter und Perkussionist des Ensembles. Parallel dazu arbeitet er als Schauspieler und Sänger, z. B. zusammen mit Gilberte Tsai. Seit seiner Zusammenarbeit mit dem Komponisten Chen Qigang TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2006 16 Jean-Christophe Frisch Foto: Thierry Levenq XVIII-21 Musique des Lumières (Frankreich) Samstag, 3. Juni 2006, 20.00 Uhr St.-Oswald-Kirche , Weißgerbergraben Ein barockes Konzert in der verbotenen Stadt XVIII-21 Musique des Lumières Gesamtleitung: Jean-Christophe Frisch

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