Einführung
Seit 1895 ist Hans Memlings imposantes Tafelbild Christus umgeben von musizierenden Engeln Teil der Sammlung des Antwerpener Koninklijk Museum voor Schone Kunsten. Urspünglich für das nordspanische Kloster Santa Maria Real de Nájera angefertigt, wurde das 165 × 672 cm große Retabel zwischen 2001 bis 2017 aufwändig restauriert und ist jetzt wieder in all seiner Farbenpracht zu bestaunen.
Den Auftrag zu diesem Projekt erhielt Hans Memling im Jahr 1483 vermutlich über spanische Kaufleute in Brügge, wo der deutsche Maler seit 1465 lebte. Wir wissen, dass das Retabel Teil eines größeren Polyptychon war, in dessen Mittelpunkt die Himmelfahrt Mariä stand. Bis auf Christus umgeben von musizierenden Engeln, das im oberen Register platziert werden sollte, sind alle weiteren Teile verloren gegangen.
Das erhaltene Triptychon zeigt ein himmlisches Konzert, bei dem Christus von sechzehn musizierenden Engeln umgeben ist: sechs singen aus einem Chorbuch, während die anderen zehn Instrumente spielen: Psalterium, Laute, Harfe, Portativ, Schalmei usw. Das hat Wim Becu, den Leiter des belgischen Ensembles Oltemontano Antwerpen dazu inspiriert, mit dem Centrum voor Muziekinstrumentenbouw Kontakt aufzunehmen und die Tasten-, Zupf-, Streich- und Blasinstrumente auf Memlings Engelskonzert rekonstruieren zu lassen – ein aufwändiger Prozess, der nicht nur viel Experimentieren mit sich brachte, sondern auch von der Lektüre damaliger Traktate begleitet wurde. Die Instrumente werden nicht nur beim Konzert am 23. Mai zu hören und zu sehen sein, sondern einige von ihnen werden während des Symposiums von den Musiker:innen vorgeführt und mit Fragen der Aufführungspraxis und der Spieltechnik verknüpft. Barborá Kabatková, die Leiterin des Ensembles Tiburtina, wird auf die vokalen Stücke im Konzertprogramm eingehen: von gregorianischen Melodien aus Brügger Choralhandschriften über mehrstimmige Hymnen bis hin zu isorhyhtmischen Motetten.
Im Symposium kommen die Musiker:innen ins Gespräch mit Musikwissenschaftler:innen und Kunsthistoriker:innen. Was bedeutet es, ein solch geschichtsträchtiges Werk zu restaurieren? Welchen Stellenwert nimmt Christus umgeben von musizierenden Engeln im Kontext von Memlings Schaffen ein? Wie lässt sich das abgebildete Himmelskonzert mit der Musik des 15. Jahrhunderts und ihrem Aufführungskontext verbinden? Und nicht zuletzt: warum machen Engel Musik?
Organisation
Prof. Dr. Katelijne Schiltz (Universität Regensburg, Institut für Musikwissenschaft)
Konzert
Oltremontano Antwerpen & Tiburtina Ensemble
Paradisi Porte – Pforte zum Paradies – Hans Memlings Engelskonzert (um 1490)
Samstag, 23. Mai 2026
22.45 Uhr
Dominikanerkirche St. Blasius
Wim Becu & Barbora Kabátková | Leitung
Kontakt
Prof. Dr. Katelijne Schiltz
Universität Regensburg
Institut für Musikwissenschaft
Universitätsstraße 31
93053 Regensburg
katelijne.schiltz@ur.de
Anmeldung
Der Eintritt zur Tagung ist frei, interessierte Zuhörer:innen sind herzlich willkommen. Es wird jedoch um Anmeldung bis zum 15. Mai 2026 gebeten: patricia.hahn@ur.de.
Tagungshomepage